Sonntag, 30. Juni 2013
Und wieder erforschen wir Singapur - mit
Bahn, Bus und zu Fuß.
Im botanischen Garten gibt es eine
Unterabteilung Orchideen, das ist wirklich schön, traumhaft schön. Der Rest des
Parks ist auch gut gemacht, ein großes Gelände, stellt aber nichts Besonderes
dar. Der leichte Regen zu Anfang stört uns nicht, außer dass die Wege
zwischendurch sehr glatt sind.
Im Long Room im Raffles Hotel trinken wir
einen Singapore Slim, das gehört einfach dazu. Ein Spaziergang über Orchard
Road schließt sich an, aber die hat ihren Reiz längst verloren. Das etwas
ungute Gefühl wird verstärkt durch die vielen Baustellen. Alles vergeht, nur
der Ramschladen bleibt - der Billigschrott aus China ist immer noch in Massen
zu haben.
Am Verkehr merken wir eigentlich nicht,
dass heute Sonntag ist, höchstens daran, dass viel weniger Anzugträger unterwegs
sind.
Samstag, 29. Juni 2013
Morgens geht es mit der Zimmertemperatur
einigermaßen in Ordnung. Das Frühstück ist sehr gut, reichhaltig und trotz des
großen Hotels auch nicht überlaufen. Ab nach Chinatown. Als wir an einer Stelle
überlegend in die Karte schauen, kommt eine Chinesin, fragt, wo wir hinwollen,
und bietet uns an, uns hinzubegleiten, ein Angebot, dass wir nicht ausschlagen
können - und wollen. Den Weg hätten wir alleine wohl nicht genommen, mitten
durch rein chinesisch bewohntes Gebiet auf Wegen, die in unserer Karte nicht
vorkommen.
Der tempel ist nach wie vor großartig. Im
großen Innenraum ist ein Gottesdienst, Besucher sind dennoch willkommen, der
Gottesdienst geht von 9.30 AM bis 5.30 PM - das ist konsequent.
Unser nächstes Ziel ist Marina Bay, und
dort der Garten. Marina Bay hat es vor 11 Jahren noch nicht gegeben. Damals,
als ich zum ersten Mal in S. war, war hier Meer, der Singapore River mündete
direkt beim Fullerton. Inzwischen ist ein riesiges Gebiet im wahrsten Sinne aus
dem Boden gestampft (und aufgeschüttet) worden und ist inzwischen vollständig
in Benutzung. Unter anderem gibt es einen riesigen Containerhafen, mehrere neue
Bürogebäude, das dreitürmige Hotel Marina Bay mit dem verwegenen Boot als
oberem Abschluss und eben das Naherholungsgebiet "Gardens by the
Bay", eine Art botanischer Garten. Die Pflanzen, die gezeigt werden, haben
in besonderer Weise zum Aufstieg Singapores beigetragen, denn durch den Anbau
von Muskatnuss, Pfeffer und anderen Gewürzen konnten einige Singapurer viel
Geld scheffeln und bekamen so viel Einfluss und Macht.
Den Rückweg legen wir dann doch lieber per
U-Bahn zurück, jedenfalls so weit es geht, die letzten 1.500 m wollen gelaufen
sein.
Weil wir zu spät gemerkt haben, dass Jürgen
sich gemeldet und uns den Meetingpoint gemailt hat und weil im TV ein Spiel der
AFL, der "australian football legue" (australian footbll ist eine
Abart des Rugby, die geänderten Regeln führen dazu, dass footy wohl das
schnellste Mannschaftsspiel ist, das es gibt) läuft, fahren wir mit dem Taxi
nach Little India.
Jürgen bringt Ploy mit, seine Thailändische
Freundin. Das vorgesehene Restaurant mcht erst um 6.00 PM auf, für uns heute zu
spät, deshalb suchen wir uns was anderes, was hier in Little India kein Problem
ist. Das Lokal ist zu Anfang brechend voll, die Gäste sind alle von hier, das
ist ein gutes Zeichen. Ziemlich bald bekommen wir einen Tisch und wenig später
steht reichhaltiges und reichliches indisches Essen vor uns auf dem Tisch.
Alkohol gibt es hier keinen.
Das aber macht schon deshalb nichts, weil
wir anschließend in die Orchard Road zum Hyatt fahren, da ist von 6 bis 9 happy
hour, aber nur für Martinis. Davon allerdings haben sie mindestens 100
verschiedene.
Nach einem Spaziergang über Orchard Road
trennen wir uns für heute, Ploy und Jürgen nehmen einen Bus nach Norden, wir
müssen nach Süden. Zu meiner Überraschung finden wir einen Bus, der uns näher
an das Hotel bringt als die U-Bahn - und das auch noch zum halben Preis.
The Wallabies win their 2nd test against
the British & Irish Lions in Melbourne 16 to 15. After having lost the 1st
test in Brisbane last Saturday with 21 to 23 the last match next Saturday will
decide the series. Well done boys.
Freitag, 28. Juni 2013
45 Minuten vom Shangri La zum Flughafen, 3
Minuten für den Check In. Dann warten, was aber durch die langen Wege und das
Screening nicht so schlimm ist. Die Krislounge bietet einiges als Frühstück und
so vergeht auch die letzte Stunde vor dem Boarding recht flott. Immer wieder
gehen draußen Schauer nieder, so dass manchmal kaum noch die Flugzeuge vor dem
Fenster zu sehen sind. Unsere Maschine rollt knapp 50 Minuten vor Takeoff an
das Gate, 18 Minuten später wird dazu aufgerufen, an Bord zu gehen, pünktlich
fliegen wir ab.
Neckarhausen wirft seine Schatten voraus,
wir haben gestern die ersten Termine vereinbart, für den 5. Juli, den 13. Juli
(trotz Rund ums Schloss) und für den 27. Juli. Ich hoffe, dass es nicht so
weiter geht…
Kurz vor der Landung stelle ich fest, dass
ich gestern im Shangri La den Voucher für das Hotel heute benutzt habe.
Hoffentlich gibt das keine Schwierigkeiten. In Changi Airport klappt alles wie
am Schnürchen, Immigration, Gepäckanlieferung, Geldwechseln von AUD in SD, eine
neue SIMkarte für das iPhone, nur mit dem Taxi gibt's geringfügige Probleme: Es
ist nur eine schwarze Chryslerlimousine da, von denen hat Jürgen abgeraten,
weil zu teuer. Ach was soll's. Doch dann ist der Preis doch noch höher als
angesagt. Auch im Hotel geht alles gut, den Voucher brauche ich nicht. Der
Blick ist nicht so toll, weil wir nach hinten schauen, auf einen Hochhauswald.
Als die Koffer da sind, machen wir uns aus dem Staub, im Zimmer ist es uns doch
etwas zu kühl. Singapur hat angenehme 30° C, das ist sehr schön. Wir spazieren
am Singapore River entlang bi zum Fullerton und wieder zurück, machen eine
Flussfahrt mit dem Bumboat. Draußen in Marina Bay sehen wir die Lasershow vom
Wasser aus, ein wirklich bemerkenswerter Event. Zurück ins Hotel, unser Tag ist
ja schon zwei Stunden älter und der Weg ist weit. Das Zimmer ist unverändert
kalt, obwohl wir vor unserem Weggang mit dem Concierge gesprochen haben.
Brigitte geht noch mal nach unten. Mal sehen, ob es was hilft, dass jemand sich
die Sache ansieht. Dann stelle ich fest, dass alles in Ordnung ist, solange das
Zimmerkärtchen in seinem Fach steckt. Aber sowie es heraus ist, zieht der
"Default", also die Zentralregelung, und die heißt "18° und
Gebläse auf mittlerer Stufe". Da
kann man gar nichts machen.
Donnerstag, 27. Juni 2013
Jetzt geht es wirklich dem Ende entgegen
und Australien zeigt sich von einer schönen Seite. Als ich aus dem Auto komme,
kommt auf der einen Seite Sonne über die Dünen, auf der anderen Seite erstrahlt
ein wunderbarer vollständiger Regenbogen. Wir können sogar draußen unser
Frühstück einnehmen, so angenehm ist es, der Wind hat sich fast völlig gelegt.
Dann hilft irgendwann alles nichts mehr, wir fahren los und sind trotz eines
kleinen Umwegs 20 Minuten später bei TCC. Wie gestern schon vermutet: Angelika
ist nicht da, sie hat Urlaub. Von Brigittes Fleece weiß niemand etwas, also hat
sie wohl nichts erreicht. Aber immerhin, unser Vertrag liegt bereit. Bruno
übernimmt den Wagen, sieht sich die Schramme sehr genau an, aber da wir voll
versichert sind, ist alles nicht so wild. Nach 176 Tagen und 46384 km (auf
beiden Fahrzeugen zusammen) trennen wir uns vom Troopie.
Im Hotel können wir direkt in unser Zimmer
im 24. Stock mit Blick auf Circular Quay und Sydney Opera. Wir packen unsere
Taschen noch etwas um, wodurch sie aber nicht leichter werden und auch nicht
weniger voll, dann geht's zu einem Gang durch Sydney CBD. Bei einer der letzten
Monorailfahrten (nicht so ganz, aber literarisch stimmt es) überhaupt sind wir
dabei, die Monorail wird zur Jahresmitte endgültig eingestellt, nach über 25
Jahren permanentem Einsatz. Die Bahnen sind alle brechend voll. Vor dem
Opernhaus ist noch immer Baustelle, ohne dass das dem Besucherstrom Abbruch tun
würde. Heute ist der erste warme Tag nach einer Periode des schlechten Wetters,
vielleicht sind deshalb besonders viele Sydneysider in den Parks und auf den
Straßen.
"Zia Pina" ist richtig voll, aber
wir haben Glück und müssen nur ganz kurz warten. Am Nebentisch eine Chinesin
und eine Italienerin, wir kommen ins Gespräch.
Mittwoch, 26. Juni 2013
Wir lassen uns viel Zeit mit dem Frühstück,
aber irgendwann müssen wir los. Über Nebenstraßen geht es gemächlich nach
Sydney, in Gosford wechseln wir auf den Freeway und bei Hornsby biegen wir ab
in Richtung Mona Vale. Bald sind wir in Narrabeen und begeben uns zum Caravan
Park.
Der Troopie bekommt eine gründliche
Innenreinigung, dazu muss all unser Kram rausgeräumt werden. Zum Glück ist es
solange trocken, bis wir fertig sind und alles wieder notdürftige verstaut ist.
Ein Teil unserer Sachen ist bereits auf dem Weg nach Deutschland. Da das Paket
als Seaparcel verschickt wurde, wird es erst lange nach uns in Neckarhausen
ankommen - wenn überhaupt.
Die Campingküche benutzen wir nur zum
Spülen, weil die Küche ziemlich luftig
und der Wind reichlich unangenehm ist.
Ein letztes Mal kommen die Skibbokarten zum
Einsatz, auch sie dürfen hier in Australien bleiben.
Dienstag, 25. Juni 2013
Nach dem Frühstück wechsle ich doch noch
den rechten Hinterreifen gegen den Ersatzreifen aus. Jetzt is es trocken und
ich kann unbeeinflusst vom Verkehr arbeiten. Wer weiß, ob es überhaupt nötig
gewesen ist, und wenn ja, unter welchen Umständen der wechsel dann hätte
bewerkstelligt müssen. Der Reifen ist so weit abgefahren, dass an fünf Stellen
das im Gummi eingebettete Drahtgeflecht zu sehen ist. An zwei dieser Stellen
ist auch der Stahlgürtel beschädigt - es ist allerhöchste Zeit zum Wechseln.
In unserem Atlas ist die Entfernung nach
Newcastle mit 319 km angegeben, umso größer unsere Überraschung, als wir sehen,
dass die Entfernung an der Straße mit 389 km angegeben ist. Nun denn,
eineinhalb Stunden mehr…
Zum Glück hält das Wetter auch weiterhin,
wir fahren trocken entlang des Golden HWY nach Osten. Zu Anfang ist es
wunderbar einsam, später, je näher wir an Newcastle und die Küste kommen,
herrscht zum Teil unangenehm dichter Verkehr.
Newcastle hat keinen Caravan Park oder
RV-Camp, und auf der Suche nach dem Visitor Information Centre verliere ich
völlig die Orientierung. Tim sagt uns dann auf Nachfrage, dass wir den CP in
Stockton aufsuchen sollen, er wird uns von dort abholen. Die Fahrt nach
Stockton, also wieder raus aus Newcastle, klappt überraschend gut.
Eine Stunde später ist Tim da. Er zeigt uns
Newcastle bei Nacht, seine angehende Winebar (es fehlt die License, aber da ist
er in N. nicht der Einzige, angesagt ist sie jetzt für Juli) in einem
ehemaligen Bankgebäude. Im Keller ist der große Geldschrank und zwei kleinere
und im Erdgeschoss steht der Safe für das Tagesgeschäft, das wird der Kühlraum.
Die kleineren Safes im Keller sind zu groß, um sie über die Treppe aus dem Haus
zu bringen, sie wurden vor über 100 Jahren (alle Safes sind die Originale)
angeliefert und platziert, bevor die Kellerdecke eingebaut wurde. Der große ist
ohnehin fest mit dem Gebäude verbunden.
Wir essen im Merewether Surfhouse zu Abend.
Exzellentes Essen, angenehm kleine Portionen, kompetentes und engagiertes
Personal. Tim bestellt den Wein, einen Chardonnay aus dem Huntervalley. Als wir
das Restaurant verlassen, steht der noch immer scheinbar volle Mond am Himmel.
Der Wind wiegt den Troopie und damit uns in
den Schlaf.
Montag, 24. Juni 2013
Strahlender Sonnenschein, tiefblauer Himmel
und recht kühl, wegen eines leichten aber beständigen Windes. Wir kommen durch Bogan Shire - 14.600 qkm
groß, 3.600 Einwohner, also mehr als 4 Quadratkilometer pro Einwohner. Das ist
ein vernünftiges Verhältnis.
Ab Nyngan müssen Schafe und Kühe immer mehr
der Agrarwirtschaft weichen. Getreide- und Baumwollfelder säumen zunehmend die
Straße, nur noch ein schmaler Streifen niedriger Baumbestand wurde stehen
gelassen. Getreidesilos der Graincorp stehen an der einspurigen Bahnstrecke,
alle haben eine Direktverladeeinrichtung. Einmal sehen wir sogar, wie das
Getreide in Waggons verladen wird. Neben den Baumwollfeldern liegt die Ernte in
riesigen Rollen, etwa drei Meter Durchmesser und 1,50 m Höhe. Jeweils vier
passen auf eine Einheit eines Roadtrains, von denen die Ernte irgendwohin
gefahren wird zur Weiterverarbeitung. Noch beeindruckender sind die Ballen, die
an einem Sammellager (?) stehen: Jeweils die Größe eines 40 ft Containers,
davon stehen hier 200 - 300, vielleicht auch mehr, das ist im Vorbeifahren
nicht so genau festzustellen. Vermutlich wird jeder dieser Ballen genau einen
Hänger beanspruchen, denn eine Eisenbahnanbindung gibt es auf dieser Seite der
Straße nicht.
In Nevertire erfahren wir, dass es in
Narrowmine einen Carwash gibt, der unseren Bedürfnissen genügt. Wir bekommen
gleich noch eine Milchflaschenkiste mit, damit ich hochsteigen kann.
Tatsächlich, es gibt besagte Waschanlage, eine Halle mit mehreren Kabinen, jede
ausgestattet mit einem Schaumbesen und einer Hochdruckdüse. Klar, das Wasser
und die Seife gibt es nicht umsonst, aber der Preis ist gerechtfertigt. Nur
kalt ist es, weil der Wind durch die vorn und hinten offenen Unterstände
pfeift. Jetzt ist der Troopie wieder wie neu - nicht ganz, die eine oder andere
Beule ist drin (nicht von uns) und eine Schramme an der Beifahrerseite vom
Befahren eines sehr schmalen Waldweges.
In Dubbo biegen wir noch vor Erreichen des
eigentlichen Ortes ab, um auf einem der örtlichen Caravan Parks einzuchecken.
Schade, sie haben keine Campingküche.