Samstag, 8. Juni 2013

Sonntag, 9. Juni 2013, Chinchilla, QLD



Sonntag, 9. Juni 2013
Ganz schaffen wir die angepeilte Abfahrtszeit nicht, es wird Viertel vor neun, bis wir starten. Paul ist schon um sieben mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und dürfte schon bald in Adelaide sein. Es regnet noch immer, und es ist unangenehm kühl. Quer durch die Stadt fahren wir, schon nach wenigen Kilometern hört der regen auf. In Toowoomba auf der Great Dividing Range besuchen wir das "Cobb & Co Museum". Cobb war ein Amerikaner, der im Alter von 21 nach Australien kam und hier mit vier anderen zusammen, wahrscheinlich seine Geldgeber, ein Postkutschenunternehmen ins Leben rief. Er hatte die Idee, in den richtigen Abständen Pferde unterzustellen, so dass seine Postkutschen (der Wahlspruch ist "The Post must go through") schneller waren als alles, was es bis dahin gegeben hatte. Aus diesen Stationen entwickelten sich schnell die ersten Roadhouses, weil die Passagiere in den Kutschen auch gewisse Bedürfnisse hatten und die Reise in den Kutschen zwar teuer, aber alles andere als angenehm gewesen sein dürfte. Staub und Wind waren ständige Begleiter und durch die langen Lederfederungen gerieten die Wagenkästen ins Schaukeln, so dass manch ein Passagier seekrank wurde. Cobb verkaufte nach 15 Jahren seine Anteile an dem Unternehmen, ging zurück nach Amerika, um einige Jahre später in Südafrika noch einmal nach gleichem Konzept ein Kutschenunternehmen aufzuziehen. Er starb allerdings sieben Jahre später im Alter von 47 Jahren.
Als wir aus dem Museum kommen, scheint sogar die Sonne. Leider hält das nicht lange an, aber wenigstens ist es mit einer kurzen Ausnahme trocken.
Riesige Baumwollfelder erstrecken sich rechts und links der Straße, die meisten sind bereits abgeerntet, andere stehen kurz davor. Die Ernte wird offensichtlich mit Maschinen eingebracht.
Auf dem Showground in Chinchilla richten wir uns für die Nacht ein. Es ist kalt.

Samstag, 8. Juni 2013
So lange haben wir während dieser Reise in Australien noch nie geschlafen. Ob das am Bett liegt oder an den geschlossenen Rollläden? Es ist ziemlich kühl draußen auf der Terrasse, so dass wir doch lieber in der Küche frühstücken. Nachher fährt Karen uns zu Toms und Daniels Schule IUNA, Tom hat dort heute ein Soccerturnier. Leider verlieren sie 0:6, die Spieler der gegnerischen Mannschaft sind alle etwas größer und kräftiger und vor allem technisch besser. Es ist eine verdiente Niederlage, die vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist. Während des Spiels nieselt es zwei Mal etwas, das ist aber nur ein wenig unangenehm. Aber zwischendurch scheint dann auch wieder die Sonne. Anfangs habe ich Siggie an der Leine, später nimmt Pippa ihn.
Zurück in Gumdale repariere ich Toms Mountainbike, James und Paul sind dabei und unterhalten mich.
Und dann brechen Karen, James, Paul und ich auf in die Stadt. Ich darf mit zu dem Rugbyspiel heute Abend. Wir treffen uns mit Bekannten von James in einer Kneipe in Riversite, der "offiziellen Unterstützerkneipe für das britisch-irische Team". Fast alle Gäste haben das Trikot der Lions an, einige sind im Kilt da. Eigentlich sollten Busse von hier ins Stadion fahren, es ist aber nur ein Bus, und der ist erstens schnell voll und zweitens fährt er nach unserem Geschmack zu früh. So nehmen wir sechs zwei Taxen.
Nach zehn Minuten hat Queensland den ersten "Try" und geht 7:0 in Führung. Allerdings hält der Vorsprung nicht lange, zur Halbzeit steht es 7:10. In der zweiten Halbzeit beginnt es zu regnen, was uns nichts ausmacht, weil wir unter dem Dach sitzen. Für die Zuschauer in den vordersten Reihen und vor allem für die Spieler ist das schon unangenehmer. Das Spiel endet 17:27, Queensland hat sich wacker geschlagen und es den Briten nicht leicht gemacht.
Vom Stadion fahren kostenlose Busse in die Vororte, so kommen wir gut bis Carindale und müssen nur für die letzten 5 Kilometer ein Taxi suchen. Das dauert etwas, aber letztlich sind wir erfolgreich und kommen gut zurück nach Gumdale, wo Brigitte, die Kinder und Siggie uns schon erwarten.

Freitag, 7. Juni 2013
Das Auto bleibt in Newmarket vor dem Caravan Park, wir fahren mit dem Bus in die City. Stadtbummel, Mitbringsel einkaufen, Spaziergang am Brisbane River entlang. Am Strand bei Southbank stehen einige junge Männer bis zum Bauch im Wasser, allerdings scheint ihnen kalt zu sein. Sie haben außergewöhnlich sportliche Figuren, es stellt sich heraus, dass es Spieler der British&Irish Lions sind, die zurzeit auf Australientour unterwegs sind. Morgen tragen sie hier im Suncorp Stadium ein Länderspiel gegen Queensland aus, das Stadion ist seit Wochen ausverkauft.
Mit dem Rivercat fahren wir auf dem Brisbane River von Southbank zur Universität und wieder zurück, um dann mit dem Bus zu unserem Auto zurückzukehren. Bei Coles vervollständigen wir unsere Ausrüstung, dann machen wir uns auf den Weg nach Gumdale zu Karen und James.
Bis auf Daniel, der bei einem Freund übernachtet, sind alle da, auch James Freund Paul aus der Jugendzeit, der jetzt in Adelaide lebt und für das morgige Rugbyspiel angereist ist. Der neue Mitbewohner, ein Malteser-Pudel-Mischling, 8 Monate alt, ist wirklich lieb und noch ein echtes Kleinkind, total verspielt. Sein Name ist Siggi. Gestern wurde er geschoren, jetzt sieht er wirklich wie ein Pudel aus. James meint, mit den langen Haaren hätte er besser ausgesehen.
Zum Barbequeue am Abend kommen auch Karens Eltern. Ihr Vater spricht selten Deutsch, aber wenn, dann mit deutlicher österreichischer Einfärbung. Ich höre an seiner Sprache nicht, dass er seit mehr als 40 Jahren in Australien ist. Und auch sein Englisch hat für mich keinen Akzent.
Wir werden dann doch im Haus untergebracht, in Daniels Zimmer, und unsere Schlafsäcke dürfen wir auch nicht benutzen.

Donnerstag, 6. Juni 2013
So wie wir vom Bruce Hwy abweichen, ist die Ausschilderung schlecht, entweder nicht vorhanden oder nichtssagend, zumindest für uns als Ortsfremde. Und wie schon in Südwest Western Australia ist unsere Karte dann doch zu grob. Dennoch schaffen wir es auf Nebenstraßen ohne Verkehr nach Childers. Ab da müssen wir uns in den Verkehr einreihen. Manche Fahrer sind äußerst aggressiv, einer zeigt mir, als er überholt, den Stinkefinger. Auch er kommt aber nicht weit, fünf Minuten später bin ich wieder hinter ihm. Denn nicht nur Zuckerrohrfelder, auch Baustellen begleiten uns weiterhin auf dem Weg nach Süden. In Tiara halten wir und sehen uns den Arts & Crafts-Teil in der Visitor Information an. Es ist aber nichts dabei, was wir jetzt unbedingt haben müssen und so verlassen wir unbelastet das Etablissement.
In Gympie wird getankt, zum ersten Mal seit Cairns, und ein Stück weiter machen wir eine Mittagspause. In Brisbane fahren wir zum Airport. An der Info werden wir telefonisch mit Immigration verbunden und erfahren, dass mit unseren Visa alles in Ordnung ist. Das Gefühle der Erleichterung, das mich erfasst, ist kaum zu fassen. Es ist einfach blöd, dass man bei den modernen Visa nichts mehr in der Hand hat, das man ansehen kann.
Um nicht im Feierabendverkehr durch die City fahren zu müssen - Manly liegt südlich des Brisbane River, wir sind im Norden und der Weg über die Brücke ist eine eToll-Strecke, das ist ähnlich ungeschickt wie das Vorausbuchen der Campgrounds in einem Nationalpark -, suchen wir uns einen Campingplatz in Brisbane Nord heraus und finden einen in Newmarket, nur vier Kilometer vom Zentrum entfernt.
Um halb sechs ist es schon fast dunkel, daran merkt man das fortgeschrittene Jahr. Der Himmel zeigt sich gerade jetzt fast unbedeckt, das gibt ein schönes Bild für Facebook. Ich koche in der Campingküche, aber essen kann man darin nicht, es ist eine sehr kleine Küche ohne Sitzmöglichkeit.

Mittwoch, 5. Juni 2013
Immer mal wieder war ich wach und hatte noch immer kalte Füße. Erst unter der Dusche kommen sie wieder auf Normaltemperatur.
In den ersten zwei Stunden legen wir 63 Kilometer zurück, allerdings war da noch ein Einkauf bei Coles eingeschlossen. Aber der Hauptgrund sind Baustellen. Gegen eins verlassen wir bei Miriam Vale den Bruce Hwy mit seinen gefühlten Hunderten von Baustellen und fahren auf einer Nebenstraße weiter. Agnes Waters und 1770 lassen wir links liegen. Über diese Strecke sind wir schneller als über den Highway, weil ich auch auf dem Hwy nicht mehr als 80 fahre - und dennoch nicht wesentlich langsamer bin als die anderen, die mich überholen: In der nächsten Baustellenschlange stehen sie eben vor mir und nicht mehr hinter mir. Im Grunde ist mir hier viel zu viel Verkehr, besonders dann, wenn jemand so extrem dicht auffährt. Das kommt hier in QLD relativ oft vor. Das alles ist auf den Nebenstrecken deutlich besser. Hier kommen wir auch wieder an Zuckerrohrfeldern vorbei, wahrscheinlich Zulieferer der Destillerie in Bundaberg.
Bundaberg hatte schwer zu leiden unter den Überschwemmungen im Januar. Der Burnett River hatte einen Meter mehr Wasser als der bislang höchste bekannte und dokumentierte Stand zuvor. Viele Menschen sind bis heute in Notquartieren untergebracht, weil ihre Häuser nicht mehr existieren. Die standen noch nicht mal in möglichen Überschwemmungsgebieten, aber wenn der Fluss sich einen neuen Weg sucht und Rekordwasser führt, hilft alles nichts. Deswegen sind auch die beiden stadtnahen Caravan Parks geschlossen: Erst waren sie unter Wasser, jetzt sind dort Notquartiere, was sich anbietet, denn die Infrastruktur, Wasser- und Stromanschlüsse, ist ja da.
Gegen Abend bewölkt sich der Himmel, ein paar Tropfen fallen, der erste Niederschlag seit Wonga Beach. Brigitte hat "angeordnet", dass heute Nacht die Hecktür geschlossen wird, damit es nicht ganz so kalt ist im Auto. Es sind 13° angesagt.

Dienstag, 4. Juni 2013
Kurz vor sechs, es ist noch ziemlich dunkel, stelle ich fest, dass tatsächlich Roos (kurz für Kanguroo = Känguru) am Strand sind. Eine halbe Stunde später sind auch viele Menschen bei ihnen und warten auf die Sonne. Mit deren Aufgehen reicht es den Roos, sie verschwinden. Ebenso wie die Wolken, die sich vorhin zwischen die Sonne und uns geschoben hatten.
Wir fahren weiter nach Süden. Doch zuerst müssen wir den Weg zum Bruce Hwy finden, was wegen fehlender Verkehrsschilder mehr Gefühlssache ist. Aber es klappt, sogar ohne Umwege. An Mackay fahren wir vorbei, dafür halten wir in Sarina beim Sugar Shed (einer Raffinerie), um das Art&Craft Centre zu besuchen und den Shop der Zuckerfabrik. Hier etwa hören die Zuckerrohrfelder auf. Ich weiß gar nicht, wie es die Landwirte hier halten mit dem Fruchtwechsel. Vielleicht wird der durch verstärkten Düngereinsatz ausgeglichen, den ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt zwei Jahre lang im ganzen Cane Country auf den Anbau von Zuckerrohr verzichtet wird. Langsam sehe wir wieder die sonst so üblichen Eukalyptuswälder. Der Regenwald ist hier wie überall seit Cairns bis auf einzelne Naturschutzgebiete völlig ausgemerzt. Da sind die Australier ziemlich rigoros, ähnlich wie sie es im Südwesten von Western Australia mit dem Mallee gemacht haben. Und so etwa ab Marlborough sehen wir auch wieder Vieh auf den Weiden, der Ackerbau macht wieder der Viehwirtschaft Platz. Die Brahmans allerdings sind durch braune und schwarze eher europäisch anmutende Kühe ersetzt.
In Rockhampton beziehen wir unser Nachtquartier. Vermutlich wird dies die letzte Nacht in den Tropen sein. Bei den Temperaturen merken wir das nicht mehr so sehr, die Sonne hat schon eine ganze Weile gebraucht, bis sie die Nachtkühle in den unteren Zehnergraden vertrieben hatte. Und auch hier wird es gleich pulloverkühl, sowie die Sonne sich dem Untergang nähert.
Deshalb verziehen wir uns nach Abendessen und Spülen in den Wagen und spielen Karten.


Montag, 3. Juni 2013
Die Morgenroutine läuft ab unter den Augen der städtischen Mitarbeiter, die hier für Ordnung sorgen und den Touristen hinterherräumen. Die Herrentoilette ist um Viertel vor sieben schon fertig geputzt, im Anschluss ist der Damenbereich gesperrt, schlecht für die, die jetzt aufstehen.
An beiden Seiten der Straße zwischen dem alten Bahnhof - in dem jetzt die Visitor Information untergebracht ist, die Züge halten dennoch weiterhin an dieser Stelle - und dem Stadtzentrum sind Caravans, Winnebagos und Campervans aufgereiht, einer hinter dem anderen. Die Caravans und Winnebagos (große Wohnmobile) gehören Grey Nomads, die Campervans mit Ausnahme unseres Landcruisers (der übrigens diesmal der einzige seiner Art ist) den Backpackern. Gestern Abend ist noch ein Campervan gekommen und hat sich an die Bushaltestelle gestellt, die Bewohner werden kurz nach sieben geweckt und aufgefordert, anderswo zu parken. Wenig später kommt der Greyhound von Brisbane nach Cairns.
Als ich fast fertig bin mit dem Zusammenpacken und Verstauen, kommt der Besitzer der Werkstatt neben unserem Standplatz. Wir unterhalten uns eine Weile. Er ist aus Italien, aber wohl schon sehr lange in Australien. Immerhin hat er an dem einen Satz, den ich zu Brigitte sagte, als er kam, gemerkt, dass wir aus Deutschland sind. 1989 war er in Heidelberg.
Kurz nach unserem Aufbruch (bei 16,5 Grad C) fahren wir auf den Mt Ingermann Lookout. Eine steile, schmale Straße (No Caravans, No Trailers) führt zum Gipfel des Hügels. Von oben hat man einen wunderbaren Rundblick über die Umgebung, die Felder in der Ebene und die Berge der Great Dividing Range am westlichen Rand.
Den dritten Tag in Folge fahren wir vorbei an schier endlosen Zuckerrohrfeldern. Schier endlos ist natürlich maßlos übertrieben, aber sie sind schon sehr groß und es sind viele. Die Ernte steht direkt vor der Tür, allerorten sind schon die Feldbahnwagen antransportiert, die Bahnstrecke wird gereinigt, die Weichen werden gängig gemacht. Die Maschinen stehen teils schon bereit. Soviel ich gehört bzw. gelesen habe, werden die verdorrten Blätter des Zuckerrohrs direkt vor dem Abernten der Stangen abgefackelt. Das geht sehr schnell mit bis zu fünf Meter hohen Flammen, so dass den Stangen nichts passiert und hat den einen Vorteil, dass die Blätter nicht nach dem Abernten, das heutzutage natürlich maschinell gemacht wird, entfernt werden müssen, zum anderen, dass die Asche gleich als Dünger auf den Boden fällt und dem Feld ein wenig seiner Energie zurückgegeben wird. Allerdings ist während der Erntezeit die Luft hier in der "Cane Region" eher ungenießbar und die Sicht deutlich eingeschränkt.
Bowen ist der Ort, in dem die Außenaufnahmen für den Film "Australia" gedreht wurden. Ein Teil von Bowen wurde in das historische Darwin verwandelt. Praktisch, dass als Folge des japanischen Luftangriffs Darwin weitgehen niederbrannte - damit waren nach dem Dreh die Kulissen auch gleich entsorgt. Zwei Monate Vorbereitung, sechs Wochen Drehzeit und einen Monat Aufräumarbeiten - eigentlich schnell, wenn man es recht bedenkt. In Bowen spazieren wir auf die Jetty, sehen uns einen Teil der Innenstadt an und besuchen die "Big Mango", ein Kohlefasermachwerk von zehn Metern Höhe.
Alison hat uns gestern empfohlen, Cape Hillsborough zu besuchen, was wir denn auch tun. Ein schöner Strand, allerdings nicht weiß, sondern grau, lädt zum Spaziergang ein. Außer kleinen blauen und grauen Krebsen ist keine Fauna zu sehen, keine Schneckenhäuser, keine Muschelschalen, nichts, nicht mal der sonst allgegenwärtige Seetang. Merkwürdig. Große, stark zerklüftete Felsen grenzen die Buchten ein - das ist keine Einladung zum Schwimmen, abgesehen davon, dass wegen der Marine Stingers (eine Quallenart mit langen Tentakeln, die bei Berührung einen Nesselartigen, hochaggressiven Stoff absondern, der einen sofortigen Arztbesuch notwendig macht) davon ohnehin abgeraten wird. Von Krokodilen ist hier keine Rede.
Am Abend wird es empfindlich kalt, weil der Wind unangenehm bläst.

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