Samstag, 19. Januar 2013
Mit dem Frühstück sind wir dank der
Zeitumstellung sehr früh dran und so kommt mir die gestern beim Empfang
angegebene früheste Checkout Zeit von 06.30 Uhr gar nicht mehr so früh vor:
Kurz nach sieben sind wir unterwegs - und wir sind nicht die ersten. Zu unserem
schnellen Aufbruch haben allerdings die äußeren Bedingungen das ihrige
beigetragen: Ich hatte kalte Füße und Finger beim Frühstück und der Tee wurde
ziemlich schnell kühl. Die zweite Zeitumstellung seit der Grenze zu SA bringt
uns noch mal 45 Minuten.
Brigitte fährt schon wieder ein Stück,
heute sind es 138 km, den Eyre Hwy entlang. Die ersten 200 Kilometer heute geht
es weiter durch nahezu baumlose Ebene, allerdings jetzt auf dem etwas höheren
Niveau, Später wandelt sich das Bild und die letzten 200 Kilometer durchfahren
wir ein wunderbares Woodland, Eucalyptusbäume in vielen Farben und Formen
begleiten uns. Keine Landwirtschaft in irgendeiner Form hat das ursprüngliche
dieses Landes verändert - sieht man mal von der durchführenden Straße ab.
Kurz nach eins sind wir in Norseman bei der
Visitor Information. Die ältere Dame ist sehr zuvorkommen und gut informiert
und so sind wir ziemlich schnell fertig. Weiter zum Einkaufen, ein paar frische
Waren müssen schon sein. Dann will auch das Auto Futter bekommen. Aus
irgendwelchen Gründen haben wir auf dem letzten Abschnitt mehr Sprit gebraucht
als beim Tanken zuvor, dennoch liegen wir mit 12,5 l/100 km noch recht gut. Der
Spritpreis ist überraschend niedrig.
Auf dem Campingplatz treffen wir eine
Familie wieder, die letzte Nacht neben uns gecampt hatten und außerdem ein
holländisches Paar, die ich anspreche, weil ich mich für den Ausbau ihres
Landcruisers interessiere: Er hat ein Hubdach. Sie sind für ein Jahr in
Australien und wollen dann nach Südafrika übersetzen. Da lohnt sich die
Investition auf jeden Fall. Sie sind begeisterte Outbackfreunde.
Die Temperatur ist sehr angenehm, 25 Grad
und nur ganzleichter Wind, mal sehen, ob das so bleibt.
Freitag, 18. Januar 2013
Wir sind erstmalig in Western Australia.
Heute ist Dingo-Tag für uns. Gleich nach
dem Losfahren kreuzt ein Dingo Paar den Hwy und lässt sich genügend Zeit und
gibt uns so die Gelegenheit zu ein paar Fotos. Wenig später läuft uns dann noch
ein weiteres dieser eleganten Tiere entgegen. Doch auch Emus kreuzen unseren
Weg, vier große Tiere traben nach links, wechseln dann wieder zurück auf die
rechte Seite, um in gebührlichem Abstand an uns vorbei weiter ihrer Wege zu
ziehen.
An drei Stellen ist der Hwy als RFDS
Airstrip ausgezeichnet, an einer Stelle ist er dafür extra verbreitert. RFDS?
Das ist der "Royal Flying Doktor Service", das Analogon zu unseren
Notarztwagen.
Der Himmel ist fast die ganze Zeit über
bewölkt und es ist nur knapp über 20 Grad warm, wie man uns sagt, ist das für
die Gegend sogar völlig normal. Nur zwei Tage in den letzten sechs Wochen war
es über 40 Grad warm.
An der Grenze ist eine echte
Kontrollstation und wir werden auch tatsächlich auf unzulässige Waren
untersucht. Die gleich zu Beginn angegebenen Zwiebeln und den Rest unserer
Knoblauchknolle müssen wir leider entsorgen. Ich denke, wenn ich nicht noch mal
nachgefragt hätte, hätte sie uns damit durchgelassen.
"Did you fill it up?" "No."
"Don't do it, in Eucla it's ten cent per liter cheaper" "I don't
have to." "Oh,you've got a long range tank. That's even better."
Nach Eucla geht es einen Pass hinunter,
nicht viel, vielleicht 150 Meter, aber auf sehr kurzer Strecke. Unten sind wir
jetzt nur noch wenig über Meeresniveau. Und auf dieser Höhe geht es weiter
durch immer noch weitgehend baumlose Steppe. Bluebush und Saltbush bestimmen
die Vegetation.
Brigitte fährt heute ihre ersten 107
Kilometer mit einem Landcruiser. Nach kurzer
Zeit hat sie sich nach zu Anfang sicherlich eigenartigem Gefühl an das ganz
andere Fahrzeug gewöhnt.
In Madura steigt die Straße einen ähnlichen
Pass wieder hinauf, da bietet sich ein grandioser Blick über die Ebene. Es ist
das erste Mal seit Eucla, dass man diesen Grat überwinden kann. Wir bleiben
hier am Roadhouse. Vor der Türe sitzt ein Trucker, der gerade die letzten
Minuten seiner Pause hinter sich bringt, morgen früh um vier will er seinen
Elfachser (drei an der Zugmaschine, drei am Auflieger und fünf am Anhänger) in
Port Augusta abstellen. Die Roadtrains sind hier noch relativ kurz.
Roadhouses sind Serviceunternehmen am
Wegrand. Sie bieten ein Hotel, ein Restaurant, eine Tankstelle - oftmals mit
Werkstatt - und einen Campingplatz mit Cabins an, so ist (fast) jedem
Vorbeikommenden gedient. Und sie sind "fully licensed", es gibt also
auch Alkohol. Der Junge an der Rezeption ist aus Frankreich, vermutlich
"Work and Travel".
Der Pool ist echt gut, das Waser ist sehr
angenehm, die Platten ziemlich warm.
Der Wind lässt heute ein reguläres Kochen
zu, aber schon beim Essen wird es kühl. Später bringt uns die aufkommende Kälte
(das ist etwas übertrieben, aber es hat unter 20 Grad) dazu, uns zum
Kartenspielen ins Auto zu sitzen.
Der westaustralische Teil der Nullarbor ist
"aus der Zeit" gefallen - sie haben hier ihre eigene Zeitzone, 2:15
später als in South Australia, aber 45 Minuten früher als in Western Australia.
Und dennoch ist es schon um Viertel nach Neun fast dunkel. Heute haben wir wieder
ein sichtbares "Kreuz des Südens" am Himmel.
Donnerstag, 17. Januar 2013
Weil ich fotografieren will, stehe ich
gleich auf, als ich aufwache. Heute ist es zum ersten Mal so warm, dass es
nichts ausmacht, den Schlafsack abzustreifen. Und wenige Meter hinter dem Auto
beginnt der Strand, ganz herrlich. Heute Morgen sind nur ein paar Strandläufer
und eine Möve unterwegs.
Zurück nach Streaky Bay, dann geht es
weiter nach Nordwesten Richtung Ceduna, wo wir die letzten Einkäufe für die Zeit
im Outback tätigen. Wegen der bevorstehenden Grenze zwischen WA und SA dürfen
wir allerdings keine frischen Waren kaufen, das schränkt doch etwas ein. Es hat
etwa 40 Grad.
Weiter geht es. Nachdem heute früh
(ebenfalls zum ersten Mal) nichts den blauen Himmel trübte, kommen jetzt von
Südwesten her Wolken auf, das sieht bedrohlich aus. Außerdem hat der Wind
wieder stark aufgebrist, es handelt sich um einen ausgewachsenen Sturm aus
Südwesten. In Nullarbor (sprich Nalleboa, mit tiefem o wie bei boring, Betonung auf der ersten Silbe; von
lateinisch nullae arbores, keine Bäume) angekommen, scheint aber wieder die
Sonne und so ist es trotz des heftigen Windes angenehm warm.
Sagt einer: "Arrive in Nullarbor to
get blown away." That's it.
Nullarbor ist ein Roadhouse am Ostrande des
gleichnamigen Nationalparks. Ich hatte nicht erwartet, wirklich eine derart
baumlose Gegend vorzufinden. Eigenartig, dass sich hier Bäume nicht halten
können. Der NP erstreckt sich von hier 200 Kilometer nach Westen, daran
schließt sich dann ein gleichnamiger Teil nach der Grenze zu Western Australia
an.
Zum Kochen stellen wir unser ganzes
Equipment in den Windschatten eines Hauses. Dennoch drückt der Wind die Flamme
durch die "Vergasereinrichtung" nach unten durch, so dass der
Spiritus direkt an den Behältern abbrennt. Dem Essen schadet es nicht, nur sind
die Nudeln nicht ganz gar, obwohl sie zwanzig Minuten im Wasser waren. Nach dem
Essen lässt der Wind soweit nach, dass das Auto nicht mehr dauernd
durchgeschüttelt wird.
Kein Kreuz des Südens heute, im Osten und
Süden sind dicke Wolken.
In der Nacht regnet es.
Mittwoch, 16. Januar 2013
Bei strahlendem Sonnenschein, aber total
beschlagenen Scheiben frühstücken wir, froh darum, den Tisch in die Sonne
stellen zu können. Sollen wir noch eine Nacht hier bleiben? Ach nein, wie geht
das mit dem Bezahlen, alles nicht so einfach - wir fahren weiter.
In Elliston machen wir den bereits
obligatorischen Mittagsspaziergang und fahren
an den Klippen entlang. Auch hier wieder eine bemerkenswerte Jetty. Beim
Versuch, eine bestimmte Sicht mit meiner Kamera einzufangen, werde ich ein
wenig nass - das Meer hat was gegen meinen Plan.
Auf dem Weg nach Norden, auf dem der
Verkehr immer weniger wird, kommen wir an Murphy's Haystack vorbei. Was ist
denn das? Die zwei mal zwei Kilometer sind es uns wert, es handelt sich um eine
Gesteinsformation, genauer um Inselsteine. Komisch, dass es scheinbar keine
Aborigine-Geschichte dazu gibt. Und wenn doch, dann weiß es niemand und so ist
hier eben nur die irische Version hinterlegt. Auch die Iren haben ja zu fast
allem eine kleine Geschichte als Erklärung.
In Streaky Bay angekommen holen wir uns in
der VI eine lokale Karte und machen uns auf die Suche nach einem geeigneten
Campground. Bei Tractor Bay ist genau ein "Stellplatz" frei, dort
bleiben wir. Zum ersten Mal seit dem Mt. Kosciuszko haben wir hier kein Netz,
also keine Möglichkeit der Kommunikation. Und siehe da, wir vermissen es nicht.
In der strahlenden Sonne und im
Windschatten des Landcruisers schreiben wir Postkarten. Nach dem Abendessen
folgt der Abendspaziergang, heute bietet es sich an, den Strand entlang zu
gehen. Und so komme ich zum ersten Mal auf der Reise mit Meerwasser in
Verbindung - aber nur bis zu den Knien, der Boden ist nämlich sehr steinig und
da macht es keinen Spaß weiter rein zu gehen.
Fünfzehn Bienen - wo kommen die her hier am
Meer, abseits von menschlichen Behausungen? - sitzen an meinem Wasserglas und
trinken. Wahrscheinlich sind es Wildbienen und sie freuen sich über die
Limonade, auch wenn sie kaum gesüßt ist. Wenn in Kürze die Sonne untergeht,
müssen sie in ihren Stock zurück, sonst finden sie die Richtung nicht mehr.
Ein wunderbarer Sternenhimmel erwartet uns.
Das ist das besondere an Campgrounds: Kein künstliches Licht stört den Blick
und beeinträchtigt das Sehen. Tief im Süden sind jetzt die beiden Pointer zu
sehen, Alpha und Beta Centauri und so ist es leicht, das (liegende) Kreuz des
Südens auszumachen. Im Nordosten strahlt hoch oben Orion am Himmel, seine
"Körpersterne" sind in der Vielzahl der himmlischen Lichtquellen kaum
noch auszumachen.
Dienstag, 15. Januar 2013
Jetzt sind wir seit gerade mal zwei Wochen
unterwegs - und es kommt mir schon ziemlich lange vor. Über 3.000 Landkilometer
liegen bereits hinter uns.
Gestern Abend ist ein weiterer Bushcamper
in Stirling North eingetroffen - ein Privater, aber er sieht fast so aus wie
unserer. Der Fahrer ist Kanadier, er kommt aus dem Westen und hatte, wie er
meint, Glück mit der Durchquerung der Nullarbor, weil es einen Tag geregnet hat
und danach nicht sehr warm war. Er weiß noch nicht, wo er sich jetzt hinwendet,
ob in die Flinders Ranges, nach Adelaide und weiter nach Süden oder Richtung
Sydney (also Broken Hill). Nach einem längeren Gespräch trennen sich unsere
Wege, er geht Duschen, wir spazieren.
Schon kurz nach dem Losfahren halten wir
schon wieder an. In Port Augusta ist möglicherweise die letzte Gelegenheit,
Spiritus für unseren Kocher und Gaskartuschen für den Backup zu bekommen.
Außerdem will Brigitte in der Visitor Information nach den letzten News sehen.
Aber es betrifft uns nichts.
Dann geht es nach Süden.
In Cowell halten wir an, sehen uns die Main
Street und den Hafen an und dann bekomme ich zum ersten Ml auf dieser Reise
Fish & Chips. Der Fisch, Yellow tailed Whitefish, ist ganz frisch und
wirklich gut, die Chips sind scheinbar auch selbst gemacht.
In Tumby Bay folgt die dritte Pause, auch
hier gehen wir ein wenig spazieren. Die Jetty (In Amerika nennen sie so etwas
eine Pier, es handelt sich um einen Steg, der senkrecht zum Ufer ins Wasser
gebaut ist, um größeren Fahrzeugen das Anlegen zu ermöglichen.) ist sehr lang
und bietet vom Seeende aus einen tollen Blick auf die Bucht.
Dann sind wir in Pt. Lincoln, am
südlichsten Punkt der Eyre Peninsula. Auch hier besuchen wir die Visitor
Information, um uns über den Coffin Bay (Sargbucht, wer denkt sich denn so
einen Namen aus?) National Park zu informieren, denn dort wollen wir heute
übernachten. Noch 40 Kilometer, dann sind wir am Ziel.
Kaum haben wir das Gate erreicht und
unseren Obolus entrichtet haben, laufen uns zwei Emus vors Auto. Zum Glück ist
nichts passiert, ich war langsam genug. Nachdem das Auto steht, machen wir
einen Bushwalk - und treffen auf Wallabys. Wallabys sind Verwandte der
Kängurus, sie sehen auch gleich aus, sind aber im Allgemeinen etwas zierlicher
und vor allem dunkler.
Mit dem Untergang der Sonne wird es kühl,
denn noch immer weht ein kühler Südwind, die Temperatur liegt bereits jetzt
unter 20 Grad.
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