Samstag, 23. März 2013

Samstag, 23. März 2013, Coral Bay, WA



Samstag, 23. März 2013
Seit 11.27 h (Western Australia Time) sind wir in den Tropen, und das wird - hoffentlich - bis Mitte Juni so sein. Wir haben den Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn) in Nordrichtung überschritten. Und nur eine Stunde später sitzen wir, ausgerüstet mit geliehenem "Snorkeling Gear", an der großen Bucht in Coral Bay und bereiteten uns auf den ersten Schnorchelgang vor. So gut hatte ich mir die Korallen und die damit verbundene Vielfalt an Fischen nicht vorgestellt. Schließlich sind wir höchstens 25 m vom Ufer entfernt. Begeisternd. Wir müssen nur an der linken Seite in das etwa 30 Grad warme Wasser steigen und uns dem uns eigentlich fremden Element anvertrauen. Eine leichte Strömung trägt uns am Strand entlang über den Korallen zur anderen Seite der Bucht. Über den Korallen, dort, wo das Wasser tiefer ist, sinkt die Wassertemperatur auf etwa 28 Grad ab. Dunkle und helle Fische, große und kleine, strahlend blaue und schwarz-weiß gestreifte, welche mit riesigen Augen, andere mit vielen Flossen - die Vielfalt ist beeindruckend. Nur kenne ich mich überhaupt nicht aus mit Fischen, ich kann nur den schönen Anblick genießen. Beim zweiten Durchgang fällt das Genießen leichter, weil wir ein bisschen sicherer sind.
Aus Angst vor Sonnenbrand (trotz Sonnenschutzmittel Stärke 30, mehr gibt es hier nicht) gehen wir nach dem zweiten Schnorcheldurchgang und der zugehörigen Trocknungszeit wieder zurück zu unserem Auto.
Allmählich kennen wir die Mitcamper schon. Von gestern ist ein deutsches Paar da, zwei taiwanesischen Mädchen, die wir beim zweiten Besuch in Hamelin Station und in Denham getroffen haben sowie ein deutsche Paar von dort sind da, wir grüßen uns ganz freundlich und haben ein wenig Small Talk, das war's.

Freitag, 22. März 2013
Seit der Mail gestern Abend mit der Nachricht von Martins plötzlichem Tod liegt ein Schatten über mir. Trauer, Enttäuschung, sogar Wut treibt mich um. Ich bin dann noch ein wenig am Strand spazieren gegangen, der Sturm hat meinen Kopf einigermaßen freigeblasen. Aber etwas bleibt halt doch. Er war ein so wertvoller Mensch und er ist nicht zu ersetzen. Nicht nur seine Familie, auch seine Kirche, die Ökumene und Neckarhausen haben eine treibende Kraft verloren. Wir waren keine Freunde im engeren Sinn, aber immer, wenn ich ihn brauchte, oder wenn etwas zwischen den Kirchengemeinden "unter der Hand" zu regeln war, stand er zur Verfügung. Seine freundliche, klare Art bleibt unvergessen und ich werde seine Taizé-Gebete im Winterhalbjahr vermissen. Klar, das Leben endet mit dem Tod und da führt kein Weg vorbei. Er "hat es geschafft", ist jetzt auf der besseren Seite. Für uns bleibt Unsicherheit, zeigt doch diese Begebenheit, wie wenig wir Menschen unser Dasein im Griff haben.
Heute gibt es Diesel, die Pumpe war kaputt. Der Vorrat in unserem Tank hätte vermutlich nicht mal bis Hamelin Pool gereicht, noch viel weniger zum Roadhouse am Hwy. Etwa als wir den 26. Breitengrad in nördlicher Richtung überfahren, wird es sehr grün am Straßenrand, frisches Gras bedeckt die Ränder, die Sträucher haben hellgrüne Triebe. Da muss es vor noch nicht allzu langer Zeit, also zumindest in diesem Jahr, erhebliche Mengen geregnet haben. An manchen Stellen steht noch Wasser. Möglicherweise sind das Folgen der vier Zyklone, die in diesem Jahr Exmouth, das nur rund 400 km nördlich liegt, heimgesucht haben. Da es so grün ist, sind jede Menge Ziegen am Straßenrand. Auch sie gehören ja zu den importierten Schädlingen. Schädlich sind sie, weil sie Freßkonkurrenten der Känguru sind, aber erstens eine höhere Reproduktionsrate haben (vier bis sechs Kitze pro Jahr und Geis gegenüber einem Jungen pro Känguru in drei Jahren) und zweitens mit dem Straßenverkehr viel besser zurecht kommen: Kängurus springen immer auf in Richtung Straße, bevor sie nach außen weglaufen, Ziegen bleiben entweder am Rand liegen oder stehen oder laufen gleich weg von der Straße. Und überall da, wo Schafe oder Rinder gehalten werden, kann natürlich kein Gift ausgebracht werden. Die Ziegen gehören niemandem, sie ziehen frei herum.
Kurz vor Carnarvon, unserem heutigen Ziel, ändert sich die Umgebung wieder vollständig, es ist "knochentrocken" und es gibt kaum noch Bewuchs auf dem platten Ebenen rechts und links der Straße. Carnarvon sagt von sich die einzige australische Stadt zu sein, in der Wüste und Meer sich treffen. Es ist stimmt nicht ganz, aber doch beinahe. Bis etwa 1 km vor dem Ort, der nur 3 Kilometer vor der See entfernt am Gestade des Gascoyne River liegt, erstreckt sich Outback.
In Carnarvon haben wir die Wolkenfront, die heute Nacht über uns hinweggezogen ist, wieder eingeholt. Am Eingang zur Stadt ist eine Palmenallee, jede dieser Palmen ist einem Besatzungsmitglied der HMAS "Sydney Cairns" gewidmet. Das Schiff war 1941 vom deutschen Freibeuter HSK Kormoran direkt vor der Küste versenkt worden. Wir suchen uns einen Caravan Park. Der erste Versuch geht schief, es ist nichts frei, so steht es zumindest auf einem Schild hinter der Einfahrt geschrieben, beim zweiten sind wir erfolgreich.

Donnerstag, 21. März 2013
Frühlingsanfang - Herbstbeginn
Der Wind lässt eher auf den Herbst schließen, der ja hier heute tatsächlich auch beginnt. Am Nachmittag wird er immer stärker.
Gestrandet in Denham, WA - es gibt allerdings Schlimmeres.
Nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne brechen wir auf und verlassen zum zweiten Mal die Station in Richtung Westen. Diesmal bleiben wir auf dem "World Heritage Drive" und fahren nach Denham. Hier gibt es eine ganze Menge "Australia's western most": Der eine Campingplatz behauptet es von sich, ebenso das Hotel und der kleine Supermarkt. Aber eine Ersatzbrille bekomme ich hier nicht.
Anders als die meisten Touristen fahren wir nicht nach Monkey Mia, um  Delfine zu betatschen, sondern wir besuchen den ac hten Nationalpark hier in WA, Francois Peron NP (damit hat sich der Jahrespass bezahlt gemacht :-)). Kurz nach der Einfahrt ist eine Luftstation, hier kann - oder soll, weiche Reifen schaden der Piste weniger - man bei der Einfahrt den Reifendruck absenken und bei der Ausfahrt die Reifen wieder auffüllen. Finde ich eine prima Sache. Dann folgen 42 Kilometer Tiefsandpiste. Aber sie ist viel einfacher zu fahren als die gestrige Strecke. Im Prinzip muss man auf dieser fast ebenen Strecke das Auto nur in die vorhandene Spur  manövrieren (es gibt nur eine, weil die Straße nicht breit genug ist für zwei) und dann rollen lassen. Alles andere macht der Troupie allein. Na ja, nicht ganz, aber eben "im Prinzip".
Eine schöne Strecke durch mittelhohes Buschfeld, mit Dünen rechts und links und gelegentlichen Ausblicken auf ein türkisfarbenes Meer. An der Spitze angekommen, dem Cape Peron, machen wir einen Bushwalk zum benachbarten Cape Skipjack. Skipjacks sind Fische, die hier angeblich in großer Zahl anzufinden sind. Von oben sehen wir einen Rochen majestätisch dahingleiten und sechs Haie ihre Kreise ziehen. Der Fischschwarm, der um sie herum wuselt, interessiert sie derzeit nicht.
Auf dem Rückweg nach Denham meldet sich dann der Tank, wir haben nicht mehr allzu viel Sprit. Durch die Sandfahrten gestern und heute haben wir viel mehr Diesel verbraucht  als sonst. Aber in Denham gibt's ja was. Denkste: "Sorry man, no diesel" - er wartet auf die Lieferung. In einer Stunde vielleicht, aber wer weiß das schon. Und so kommt es, dass wir hier einen Caravan Park aufsuchen und jetzt am Strand sitzen. 

Mittwoch, 20. März 2013
Ab jetzt geht's  tendenziell nur noch nach Osten. Wir haben Steep Point besucht, den westlichsten Punkt des australischen Festlandes. Es steht zwar geschrieben "westernmost point of Australia", aber das ist nicht ganz richtig, denn zumindest Dirk Hartog Island ist ein wenig weiter im Westen. Die Aussage bezieht sich auch eigentlich auf das Festland.
Die Fahrt dorthin ist nicht weit, aber die Strecke zieht sich, zumindest das Ende. Das ist eine Herausforderung, 48 km über eine sandige, enge Piste. An manchen Stellen ist sie steil, dass ich trotz eines Reifendrucks von nur 20 PSI (normal ist 45) den L4 benutzen muss, also den Vierradantrieb mit  langer Übersetzung. Die besondere Herausforderung besteht darin zu hoffen, dass a) niemand entgegen kommt, wenn man oben angekommen ist, und dass man sich b) für die richtige Seite entscheidet, wie es weitergeht. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass auf der Dünenüberquerung oben eine Kurve ist. Wegen der Steilheit - in beide Richtungen - sieht man als Fahrer aber nur die Motorhaube, wie beim Achterbahnfahren. Dazu kommt das ständige Klappern aus dem Auto, denn der Untergrund hat rechts und links Dellen (aber natürlich nicht synchron), ist gelegentlich mit Steinen gespickt und das übliche "Wellblech" fehlt natürlich auch nicht. Das Auto rollt und stampft und scheppert überdies. Nun, es ist alles gut gegangen. Allerdings habe ich meine Brille verloren (Sie ist vermutlich durch das Gewackel aus der Hosentasche gerutscht und beim Aussteigen bei einem unserer vielen Halts herausgefallen. Durch den Wind habe ich das nicht gehört.), was schon deshalb schlecht ist, weil ich keinen Ersatz mitgenommen habe und jetzt fast blind bin. Und außerdem hat sich unser Klapptisch mit einer Ecke in eine unserer Bierdosen gebohrt (mit Stubbies wäre das nicht passiert), der Inhalt hat sich in unsere Schlafsäcke verteilt. Das wird gut riechen, die nächsten Nächte.
Vor dieser Tour besuchen wir die Stromatoliten, die hier am Hamelin Pool am Wasserrand liegen. Stromatoliten sind Steine, also erst mal nichts Besonderes. Aber diese Steine sind gebildet von Cyanobakterien, den ältesten Lebewesen dieser unserer Erde. Die Bakterien produzieren durch ihren Metabolismus Sauerstoff und dadurch haben sie die Erde für "höhere" Organismen bewohnbar gemacht. Nachdem sie 2 Milliarden Jahre lang, von vor etwa 4.000.000.000 bis rund 2.000.000.000 Jahren, Sauerstoff produziert hatten, war der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre auf die noch heute gültigen rund 21% angestiegen, das Leben konnte beginnen.

Dienstag, 19. März 2013
Momentan sind wir doch tatsächlich in einer Phase des schönen Wetters. Abends und morgens können wir im Freien essen und auch draußen sitzen, ohne dass wir auskühlen. Und tagsüber ist es richtig schön warm, ich denke, so um die 30 Grad.
Der "Tudor Caravan Park" bietet neben einer guten Camp Kitchen und schönen, schattigen Plätzen mit Grasboden ein Swimming Pool und, als rühmliche Ausnahme, kostenlosen Internetzugang via Wifi mit hervorragenden Antwortzeiten. Von daher ist dieser Platz wärmstens zu empfehlen.
Direkt nach unserem Aufbruch sind wir im Kalbarri National Park (der sechste Nationalpark, bei dem wir wegen des Passes keinen Eintritt entrichten müssen). "Kalbarri" sind prähistorische Lebewesen, die vor etwa 150.000.000 Jahren hier zu finden waren. Der Park wird geprägt durch eher unspektakulären Bush, wo man auch hinsieht. Teilweise ist er etwas höher, durchsetzt mit Banksia und niedrigen Bäumen, teils ist er nur knapp einen Meter hoch, so dass die Grasstrees die obere Etage bilden. Zum Nationalpark wird die Gegend allerdings wegen der Schluchten, die der Murchison River in das Land geschnitten hat. Im Ort Kalbarri mündet er nach 700 Kilometern in den Ozean. Er führt nicht permanent Wasser, deshalb ist er hier bereits stark salzig. Der Untergrund besteht aus Sandstein, der sich vor 500.000.000 bis 400.000.000 Jahren nach und nach gebildet hat. Je tiefer man kommt, desto älter ist der Sandstein und umso härter wird er. Entstanden ist der Sandstein als Bett des Urozeans. Das Land wurde vor etwa 10.000.000 Jahren nach oben gedrückt und erst dann begann der Fluss mit seiner Erosionsarbeit, unterstützt von Wind und Regen. Dabei folgen die Einschnitte zusätzlich noch bestimmten Gegebenheiten im Sandstein, nämlich sogenannten Joint, Rissen im Gestein, die dem Wasser den Angriff erleichtern. Und so formte der Fluss Schleifen, Zickzack-Schluchten und mehr oder weniger starke Kurven. Wenn der Fluss schon tiefer eingegraben ist, beginnt der Wind mit seinem Werk und schleift die Seiten ab, so dass überhängende Ränder (Breakaways) entstehen. Hier, wo der Fels aus Sandstein besteht, sind die Überhänge eher rau und schroff, bei Limestone oder Granit sind die Breakaways glatt geschliffen wie zum Beispiel beim Wave Rock. Schöne Walking Trails sind an den Gorges ausgeschildert, wir nehmen die Gelegenheit war, "to stretch out our legs".
Ganz bis Denham reicht es uns nicht, wir bleiben auf einer Farm (Hamelin Station, 250.000 ha, Schafzucht) südlich der Halbinsel, dort ist ein neuer, sehr großzügig angelegter Platz. Der Boden ist bedeckt mit dem Muschelsand aus der Gegend, Hunderte und Aberhunderte kleiner weißer Muscheln (Fragum erragatum), die bereits rund 4.000 Jahre alt sind. In Verbindung mit Salz und Sonne bildet sich aus diesen Muscheln eine Art Stein. In der Nähe wurden diese Steine abgebaut und von den frühen Siedlern zum Hausbau verwendet. Zum Beispiel steht in Denham eine Kirche, die mit diesen relativ leichten, aber nicht sehr stabilen Steinen errichtet wurde. Heute werden die "Steinbrüche" nur noch verwendet, um Ersatz zu beschaffen, wenn an den wenigen erhaltenen Gebäuden Schäden auftreten.

Montag, 18. März 2013

Hail thou, Prince Leonard of Hutt River Province.

So oder doch ähnlich. Auf meine Frage, wie er offiziell anzusprechen sei, "Your Highness" oder "Your Majesty" meinte er, das sei zu formal, "Prince" sei ok. Er, das ist Prince Leonard. Er war Flieger im 2. Weltkrieg, dürfte also  jenseits der 90 und damit etwa so alt sein wie meine Mutter. Nach dem Krieg betrieb er eine Weizenfarm mit 12.000 Morgen (etwa 500 ha). Im Jahr 1969 meinte die Regierung von Western Australia, die ihm bisher immer allen Weizen abgenommen hatte, nach der Ernte (!), dass sie leider nur den Ertrag von 650 Morgen bräuchten. Das brachte das teilweise spanische Blut Leonards in Wallung. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung war, dass Leonard eine Gesetzeslücke fand und sich offiziell von Australien lossagte, eine  Sezession also. Interessant ist, dass er von einigen Staaten, England, Deutschland, … anerkannt wurde. Heute führt er seine Bescher durch die Station, zeigt seine Sammlungen und erzählt Geschichten dazu. Er scheint sich über Besucher zu freuen. Er macht keine Werbung, und doch ist er bei vielen Australienbesuchern so bekannt, dass sie die Anreise zu ihm unter die Räder nehmen. Gestern waren zwei Touristenfahrzeuge und ein Bus mit deutschen Touristen bei ihm, heute sind wir die Dritten. Außerdem bekommen wir einen Ein- und einen Ausreisestempel in unseren Pass.
Auch hier gibt es einen Pink Lake. Leider kommt man nicht nahe genug hin, um die Farbe auch wirklich sehen zu können. Ich glaube, ich habe schon früher beschrieben, wie die Seen zu ihrer Farbe kommen. Hier hat die BASF ein Werk, in dem sie die Bakterien aus dem See holen. Ich weiß nicht, wozu, möglicherweise wird so einfach Betakarotin gewonnen. Wie auch immer, das Wasser nach der Fabrik ist ganz normal wie jedes Wasser.
Die Küste hier heißt auch Batavia Coast, weil zu den Zeiten der Ostindischen Kompanie an dieser Küste mehrere Segler gestrandet sind. Einer der ersten war um 1650 die Batavia, von der Besatzung gab es noch Lebenszeichen, aber weder die Menschen noch ihre sterblichen Reste wurden jemals gefunden. Später, um 1700, strandete die Zuytdorp mit mehr als 200 Menschen an Bord, von denen niemand mehr auftauchte. Auch hier gab es Anzeichen, dass es Überlebende gegeben hat. Und so entstand die Überlegung, dass die Überlebenden sich in der Gegend reichlich vorhandenen Gruppen von Aboriginal angeschlossen haben und in diesen "aufgegangen" sind. Angeblich gibt es für diese Theorie genetische Beweise.
Für die, die die Reise mit Karte verfolgen: Über die 1 von Dongara über Geraldton nach Northampton (benannt nach dem regionalen Gouverneur John Elliot Hampton, der dem Bereich Nort vorstand) und von dort nach Nordwesten zur Hutt River Province. Zurück nach Südwesten zum Pink Lake und an der Küste entlang nach Kalbarri (Betonung auf der zweiten Silbe), wo wir am Rande des Nationalparks übernachten.

Sonntag, 17. März 2013
St. Patrick's Day
Australien unterscheidet sich in einer Hinsicht deutlich von anderen Ländern: Normalerweise fährt man von A nach B, um in B etwas anzusehen. In Australien dagegen fährt man von A nach B, um das Land dazwischen anzuschauen und aufzunehmen. Denn A und B unterscheiden sich normalerweise nicht wesentlich. Beide haben eine Tankstelle, einen Autoservice, ein Hotel, ein Lebensmittelmarkt und einen Bottleshop (Beer, Wine, Spirits). Ist das alles in einem Komplex, nennt man es Roadhouse. Dazu gibt es, vom tiefen Outback einmal abgesehen, eine Schule, ein paar Wohnhäuser, vielleicht eine Kirche, einen Hairdresser, einen Bäcker und gelegentlich ein Heimatmuseum. Das ist auf Dauer nicht wirklich interessant. Und so bleibt die atemberaubende Schönheit und Abwechslung des australischen Landes - der Weg ist das Ziel (um diesen blöden Satz mal wieder zu zitieren).
Unterwegs nach Norden machen wir zuerst in Midland Halt, um den Farmer's Market zu besuchen. Wunderbar, was es alles zu kaufen gibt, ganz frisch und für australische Verhältnisse auch preiswert. In Gingin steht ein Farmer mit seinem Pickup neben dem schönen Park und verkauft Mangos. Ich will eine kaufen, Brigitte bekommt eine geschenkt und über das Gespräch vergisst er, dass ich noch nicht bezahlt habe und winkt ab, als ich ihn daran zu erinnern versuche. So auf den Punkt reife und wohlschmeckende Mangos hatten wir noch nie. Eine essen wir als Snack, als wir uns nach unserer Ankunft in Dongara für die Nacht eingerichtet haben, die andere gibt es später als Nachtisch.
Wenn es längere Zeit, also vier oder mehr Jahre nicht gebrannt hat, bekommen die höheren Grasstrees einen Rock, bei den kleineren sieht man es nicht. Überhaupt, Grasstree: Ein sehr eigenartiges Gewächs. Die Pflanze gehört zu den Gräsern, die Blätter sind wie Binsen, aber mit nadelscharfen Spitzen. Sie haben einen Stamm, aus dem der Blätterbüschel herauswächst. Dieser Stamm hat seine Versorgungsleitungen im Innern, deshalb widersteht er den Buschfeuern unbeschadet. Direkt nach einem Buschfeuer steht nur noch ein runder, schwarz verkohlter Klotz in der Gegend, aus dem nach kurzer Zeit ein neues Blätterbündel herauswächst. Werden diese Blätter älter, so trocknen sie und klappen nach unten, so dass sie den Stamm bedecken. Im nächsten Zyklus kommt eine neue Schicht dazu und immer so weiter, bis es aussieht wie ein Bastrock. Der brennt natürlich relativ sicher ab beim nächsten Buschfeuer. Die größeren Grasstrees sind etwa mannshoch. G. wachsen sehr langsam, im Alter nur noch etwa 1 mm pro Jahr, die meisten der auffälligen Grasstrees sind weit über 300 Jahre alt, stammen also aus einer Zeit, als noch keine Europäer das Land unsicher gemacht haben.

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