Sonntag, 7. April 2013

Sonntag, 7. April 2013, Fitzroy Crossing, WA



Sonntag, 7. April 2013
Ab heute ist in den meisten Staaten Australiens die Sommerzeit vorbei. Für uns ändert sich erst mal nichts: Western Australia und Queensland machen bei der Umstellung nicht mit.
Gegen halb neun sind wir wieder an dem Parkplatz im Nationalpark. Die Ausschilderung für die Fußwege ist nach meinem Dafürhalten etwas schlecht und so dauert es, bis wir auf dem richtigen Weg sind. Er führt am Ufer des Fitzroy entlang, durch Busch und Wald, über sandige Überflutungsflächen, vorbei an außergewöhnlichen Steinformationen. Viele verschiedene Vogelstimmen begleiten uns. Der Fluss ist verlockend warm, aber bei dieser braunen, undurchsichtigen "Brühe" traue ich mich nicht zu schwimmen.
Gegen Mittag sind wir zurück beim Auto - und das ist auch gut so, die 38 Grad machen sich bemerkbar, wir brauchen dringend was zu trinken.
Ein kürzerer Weg führt uns zum Zusammenfluss des Margaret River und des Fitzroy River. Alles sieht friedlich aus. Der Wasserstand ist akzeptabel. Ob es wohl Krokodile gibt? Und wenn schon, dann sind es vermutlich Frischwasserkrokodile, die sind ungefährlich für Menschen.
An der alten Furt ist die Straße gesperrt. Nun ja, eigentlich sollte es gehen, nur der Übergang von der Straße auf die Strecke, die waagerecht durch etwa knöcheltiefes Wasser führt, scheint ein bisschen schwierig zu sein. Die Tatsache, dass die Überquerung nur gerade Wagenbreite hat, macht das Unternehmen ohnehin nicht einfacher. Und wie es drüben aussieht, ist von hier nicht zu sehen. Aber wie gesagt, die Straße ist gesperrt, "Fitzroy Crossing Closed".
Wir fahren zurück zum Campingplatz und wer steht auf dem Parkplatz vor dem IGA? Die vier Franken. Ich hatte gedacht, sie seien schon weiter, aber sie haben die letzten beiden Nächte auf einem (kostenlosen) Platz auf dem Weg von Derby nach hier verbracht und wollen sich jetzt doch noch Geiki Gorge ansehen.

Samstag, 6. April 2013
Auf direktem Weg dauert es für uns von Derby nach Fitzroy Crossing knapp vier Stunden, das ist unser Tagespensum für heute, sieht man davon ab, dass wir noch zum Geiki Gorge NP fahren, um uns dort umzusehen. Die Visitor Information in FC hat nämlich am Samstag geschlossen.
Kurz nach dem Erreichen des Great Northern Hwy ist es vorbei mit den Boabs, obwohl sich sonst nichts ändert. Wir haben immer noch viel Grün beidseits der Straße. 150 km später sind dann genau so plötzlich wieder viele Boabs aller Größen und Formen zu sehen. Hier passieren wir immer wieder Bereiche, die vor noch nicht allzu langer Zeit mit Feuer vom vertrockneten Gras und Unterholz befreit wurden. Der Boden ist schon wieder grün, aber Büsche und Bäume haben sich noch nicht erholt. Und immer wieder steht Wasser neben der Straße. Kein Wunder, dass die Nebenstrecken noch geschlossen sind. Für mich heißt das, dass wir demnächst wieder kommen müssen, am besten im September/Oktober, um den Nordwesten von WA, also die Kimberley-Region, genauer kennenzulernen.
Fitzroy Crossing ist sehr weitläufig und auch ziemlich neu. Der Name sagt auch gleich, worin die Bedeutung der Ansiedlung liegt: Es war eine Furt über den Fitzroy River, über die der gesamte Verkehr lief. Vermutlich haben schon vor 30.000 Jahren Aboriginals hier den Fluss überquert. Der Fluss hat viel Wasser, sieht aber sehr friedlich aus, weil er völlig in seinem Bett ist. Erst bei genauerem Hinsehen sehe ich, dass er eine heftige Strömung hat. Das Wasser ist braun, er führt also viel Schlamm mit sich. Der Caravan Park liegt direkt neben dem IGA und ist wirklich schattig, nicht nur für australische Verhältnisse. Auch in Frankreich muss man lange suchen, einen so schattigen Platz zu finden.
Eigentlich sollte es seit 23. März täglich zwei Bootstouren auf dem Fitzroy River durch den Geiki Gorge geben, eine um 8 Uhr morgens, eine um 4 Uhr nachmittags. Aber dem ist (noch) nicht so. Allerdings ist es schwierig, hier etwas herauszufinden. Niemand weiß etwas Genaues und um das nicht sagen zu müssen, werden Vermutungen angestellt. Erst unser Host am Camping, genauer seine Frau, weiß Bescheid. Da müssen wir es bei einem längeren Spaziergang morgen bewenden lassen.
Dafür verbringe ich einen Teil des Nachmittags damit, das Fliegennetz an unsere Bedürfnisse anzupassen und meine Stiefel wieder benutzbar zu machen.

Freitag, 5. April 2013
Manchmal schauen sogar Sterne durch Wolkenlücken. Mit 23 Grad sind die Nacht und der Morgen angenehm.
Michael hat heute Geburtstag. Wie es ihm wohl ergeht, so alleine, mit der Verantwortung für Haus und Garten?
Direkt vor der Abfahrt ruft Werner an, offensichtlich hat es Telstra endlich geschafft, seine SIM-Karte zu aktivieren. Wir haben noch viel Zeit, bis wir uns treffen, er kommt erst um den 25. April herum, also in etwa drei Wochen in den Norden.
Kurz vor Derby, schon nicht mehr auf dem Great Northern Hwy, kommen uns Beate und Horst entgegen. Sie sind uns jetzt einen Tag voraus und offensichtlich waren sie doch in Derby, das wollten sie eigentlich auslassen. Beate hat mich zwar mal angerufen, aber da sie ihre Rufnummer unterdrückt, kann ich nicht anrufen. So geht die Kommunikation weiterhin über Mail.
Rechts und links der Straße stehen immer wieder und immer häufiger Boab-Bäume. Sie sind mit den afrikanischen Baobab-Bäumen eng verwandt, die Forscher denken, dass sich die beiden Linien vor etwa 190 Mio. Jahren aus einer der 8 Arten, die auf Madagaskar vorkommen, entwickelt haben. Der Boabtree ist ein guter Rastplatz, denn für australische Verhältnisse gibt er viel Schatten. Nur bei einem Gewitter sollte man ihn meiden, denn da kann es passieren, dass er in sich zusammensinkt. Die afrikanische Art heißt bei uns auch Affenbrotbaum, aus ihren Früchten wird Tarog, ein glutenfreier Soßenbinder, gewonnen. Die Früchte des Boabtree enthalten sehr viel Vitamin C, etwa 50 mal so viel wie Orangen. Über das Alter der Bäume gibt es nur Vermutungen, denn im Alter stirbt der Baum von innen her ab, es bleibt nur die Rinde und so gibt es keine Jahresringe mehr. Auf jeden Fall geht es ihnen wie den Menschen: Im Alter werden sie wieder kleiner und dabei immer dicker. In den Stämmen wohnen dann Schlangen und Bienen, Vögel und Eidechsen und die Bäume tragen nach wie vor Früchte. Der "Derby Prison Boab" vor der Stadt hat einen Durchmesser von etwa 5 Metern, er sah vor über 100 Jahren schon genauso aus wie heute.
Derby ist die Stadt in Australien mit dem höchsten Tidenhub. Die 11,40 m werden aber nur in Vollmondzeiten (bei Springtiden) erreicht. Heute Abend hat das Hochwasser "nur" 8,40 m, immer noch ein beachtlicher Wert. Der Unterschied zwischen Niedrigwasser und Hochwasser ist gewaltig. Neben der Jetty liegt eine Ketsch in den Mangroven, bei Niedrigwasser sah es aus, als sei sie gestrandet, beim Hochwasser hatte sie Wasser unterm Kiel, allerdings wohl nicht genug, um auslaufen zu können. Sie ist zu kaufen…
Weil wir heute Fish & Chips gegessen haben, gibt es nur ein kleines Abendessen. Der Fisch war Barramundi, es war das erste Mal für mich, er ist sehr gut. Brigittes Geschmack trifft er nicht, weil das Fleisch sehr fest ist.
Tagsüber Schatten und abends einen freien Blick auf die Sterne vertragen sich nicht. Der Schatten an unserem Stellplatz war zwar am Nachmittag nur marginal, dennoch verbergen die beiden Bäume über uns, ein Boab und ein River Redgum, den freien Blick auf die mittlerweile schon vertrauten Sternbilder.

Donnerstag, 4. April 2013
Irgendwann mache ist die Schiebefenster zu, damit das Wasser draußen bleibt. Zuerst nur oben (damit die Schlafsäcke nicht nass werden) und rechts vorn (zum Schutz der Elekronik), später auch die beiden auf der linken Seite. Nur die Hecktür bleibt offen, da läuft der Regen über das neue Fliegennetz ab.
Wieder müssen wir im Auto frühstücken, der Regen lässt uns keine andere Chance - in der Camp Kitchen ist es zu voll, die wurde von zwei der Franzosen zum Schlafzimmer umfunktioniert. Wir sind allerdings ziemlich spät dran, wegen des Regens kann ich mich nur schwer aufraffen aufzustehen.
In Broome gibt es - als Unterabteilungen des "normalen" Friedhofs - einen Chinesischen und einen Japanischen Friedhof. Die chinesischen Gräber sind eher im gleichen Stil wie unsere, die japanische Abteilung besticht durch die Schlichtheit der 707 Gräber. Da fast alle der Japaner rund um die Perlwirtschaft - sie waren in der zweiten Phase der Muschel (Mother of Pearl)- und Perlensuche sehr begehrt, weil sie am besten mit den schweren Taucheranzügen zurecht kamen - ums Leben kamen und im Allgemeinen keine Angehörigen vor Ort hatten, war niemand da, der auf individuelle Gestaltung Wert gelegt hätte. Und so sind die Gräber ziemlich ähnlich: Alle haben einen Naturstein, in den japanische Schriftzeichen eingehauen sind.
An Cape Gantheaume steht ein Leuchtturm, es ist schon die dritte "Ausgabe". Dieser ist ein 27 m hoher Stahlrahmenturm mit dem üblichen Licht oben mit einer Blinkrate von 10 Sekunden. Seit 1922 (!) ist der Betrieb des Leuchtturms automatisiert, seitdem ist das Leuchtturmwärterhaus am Fuße des Turm in privater Hand. Vor den schon von sich aus faszinierenden Felsen sind drei Mantas bei der Nahrungsaufnahme. Das sind schon tolle Anblicke, diese majestätischen Fische durch das Meer segeln zu sehen. Offensichtlich ist hier gerade ein besonders gutes Nahrungsangebot. Zum Glück regnet es nicht mehr, denn bei dieser Beobachtung vergeht die Zeit wie im Flug. Die Temperatur ist zwar gefallen, ist aber mit 25 Grad noch im erträglichen Bereich.

Mittwoch, 3. April 2013
Mit dem Regen oder Gewitter (Blitze in schneller Folge, aber kein Donner?) kommt eine deutliche Abkühlung und so ist es nicht so schlimm, dass wir alle Fenster schließen müssen, damit es im Auto trocken bleibt. Ein Glück, dass wir keine der Hütten am Strand genommen haben.
Denn auch Tisch und Bänke in der Pergola neben unserem Stellplatz sind tropfnass, das Dach ist alles andere als wasserdicht. Also frühstücken wir im Wagen. Da es dann noch immer regnet, beschließen wir, nach Broome zurückzufahren, so lange es noch geht. Noch sind die Straßen offen. Von Kooljaman kommen wir gut über die Sandpiste auf die sealed road, da ist das Fortkommen kein Problem, denn es steht kein Wasser auf der Straße. In Beagle Bay besichtigen wir die dortige Kirche "Sacred Heart". Die Verzierungen sind größtenteils aus "Mother of Pearls", also den großen Muscheln, die hier in den Kimberley wachsen und denen Broome seinen Aufstieg zur Stadt verdankt. Mit der Erfindung der Kunststoffknöpfe war damit zwar dann Schluss, aber die meisten hier hatten sich rechtzeitig auf Zuchtperlen umgestellt. Heute ist der Tourismus der Hauptgelderbringer. Beagle Bay ist eine deutsche Mission vom Anfang des 20sten Jhrhunderts, also relativ alt. Heute ist es eine hübsch herausgeputzte Aboriginal Community. Die Schule wird von der Kirche betrieben- es gibt sicherlich schlimmere Arten der Missionierung.
Dann beginnt die Dirt Road. Und jetzt merken wir die Auswirkungen des nächtlichen Regens (denn etwa eine Stunde nach unserem Aufbruch hat er aufgehört): Die Straße ist ziemlich rutschig durch eine etwa 5 Zentimeter dicke Schlammschicht. Der Sand von gestern ist jetzt Matsch, dafür staubt es nicht, egal wie schnell jemand fährt. Stellenweise ist unsere Spur aber noch um einiges tiefer und voller Wasser, nämlich immer dann, wenn Straße nach links geneigt ist und dort keinen Ablauf hat. Obwohl ich nicht schneller fahre als notwendig, um nicht stecken zu bleiben, spritzt der Dreck bis übers Dach. Entsprechend sieht unser Troopie aus, als wir in Broome ankommen. Er bekommt eine Wäsche mit dem Hochdruckreiniger an der Tankstelle und erstrahlt jetzt fast im alten Glanz. Außerdem investieren wir in ein Moskitonetz, so dass wir die Hecktüre nachts offen lassen können und so etwas mehr Luft haben.
Brigitte hat sich vorgestern einen komischen Ausschlag zugezogen, wir dachte, es sei eine Begegnung mit einem Jellyfish (einer Qualle) gewesen. Der Apotheker deutet es als Licht-Wärme-Salz-Unverträglichkeit, weil die Verbrennungen durch die Nesseln der Jellyfish oder der Stinger anders aussehen.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang bezieht sich der Himmel., keine Sterne heute. Kaum ist Brigitte im Wagen, beginnt es zu nieseln, eineinhalb Stunden später regnet es.

Dienstag, 2. April 2013
Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben, machen wir uns auf den Weg nach Cape Leveque. Eine schöne Strecke, meist kerzengerade nach Norden, durch saftig grünen mittelhohen Wald mit sehr dichtem Busch im unteren Stockwerk, führt uns weg von Broome und hinein in die Wildnis. Dicke Wolken stehen über uns, lösen sich aber langsam auf. Seltsam ist, dass die zweite Hälfte der Strecke, also der abgeschiedenere Teil, "sealed", also asphaltiert und der Anfang Gravel ist. Meist ist es umgekehrt. Ab der Mitte sind wir fast alleine unterwegs.
Es ist warm und schwül heute. An Cape Leveque müssen wir leider feststellen, dass gestern hier die Saison angefangen hat mit der Folge, dass die Preise angezogen haben. Dafür haben wir einen wunderbaren Platz direkt über dem Ufer mit Blick nach Westen. Mal sehen, wie der Sonnenuntergang sein wird, ob es überhaupt einen gibt. Neben dem Administrationsgebäude steht ein Jimny, auf dessen Ersatzradhülle steht geschrieben: "Thou shalt not get stuck".
Wir machen noch einen Ausflug zum One Arm Point, einem Cap im Osten und zu Hunter's Creek. In One Arm Point wollen sie uns einen Permit verkaufen, deshalb kehren wir um, ohne uns die Pearl-Ausstellung angesehen zu haben. Und Hunter's Creek ist nur ein sehr heruntergekommener Campingplatz, wo wir von einem Hund begrüßt werden. Einen Creek, in welcher Form auch immer, finden wir nicht.
Genau mit Sonnenuntergang ist das Abendessen fertig, 10 Minuten später ist es dunkel, also müssen wir bei Kerzenlicht essen. Wolken kommen und gehen in schneller Folge, im Osten ist ein Gewitter. Und dann beginnt es zu regnen.

Montag, 1. April 2013
Hier auf dem Platz ist eine große Eidechse, die, wenn es ihrer Meinung nach kritisch wird, sich auf die Hinterbeine stellt und wegläuft. Sie klettert dann blitzschnell eine der Palmen hoch. Ihre Farbe gleicht der des Stamms und so ist sie, wenn sie am Stamm "klebt" kaum noch wahrzunehmen. Ob die wohl der Wissenschaftler vor Augen hatte, als er die eine Klasse von fleischfressenden Dinosauriern beschrieb?
Um 13:21 Uhr ist Hochwasser, deshalb gehen wir kurz nach Mittag zum Strand. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in so warmem Wasser geschwommen zu sein wie heute hier in Broome. Offiziell wird die Wassertemperatur mit 32 angegeben - die Lufttemperatur beträgt weiterhin 37 Grad - an manchen Stellen ist eine noch wärmere Unterströmung zu fühlen. Wir sind fast 40 Minuten ohne Unterbrechung im Wasser. Über dem Meer regnet es aus einer dunklen Wolke. Aber der Regen bleibt draußen auf See. Plötzlich ist ein wenig Unruhe: Ein Rochen segelt durch das Wasser, genau da, wo die Wassertiefe so ist, dass ich nicht mehr stehen kann. Es dauert ein bisschen, bis ich sehe, dass es ein Rochen ist. Er hat eine Spannweite von etwa 3 Metern, ist also schon ein ansehnliches Exemplar. Nach zehn Minuten verschwindet er wieder im tieferen Wasser.
Beate und Horst sind inzwischen eingetroffen. Sie haben noch andere Bekannte hier auf dem Platz, sie stehen jetzt nebeneinander. Da diese beiden Fürther, die auch eine Australienrundreise auf eigene Faust machen, sie in Coral Bay beim Tauchen unter ihre Fittiche genommen hatten und sie, als die Lichtmaschine ihres Troupie den Geist aufgab, von Coral Bay nach Exmouth geschleppt hatten, fühlen Beate und Horst sich wohl ein wenig den anderen gegenüber verpflichtet. Aber für uns ist doch noch Zeit, sie kommen nach dem Abendessen bei uns vorbei. Es gibt einen regen Gedankenaustausch, wobei sie stark an unseren Erfahrungen aus dem Red Centre interessiert sind.

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