Sonntag, 3. März 2013
Es bleibt die ganze Nacht trocken,
zumindest habe ich nichts Gegenteiliges gehört. Erst um sieben werde ich
richtig wach. Es ist lange nicht so dunkel wie die letzten zwei Tage, aber noch immer ist der Himmel stark bewölkt.
Über die ALT94 erreichen wir den
Coolgardie-Esperance Hwy, der uns an unser Tagesziel führen wird. Auch Lake
Cowan hatte bei unserer letzten Vorbeifahrt ein völlig anderes Aussehen. Dafür
quaken jetzt die Frösche.
In Norseman unterbrechen wir unsere Fahrt,
später dann in Duncan und in Salmon Gums. Und in Grass Patch haben wir das Tief
wieder eingeholt, es wird etwas kühler und vor allem feucht von oben. Im Süden
sieht es finster aus.
Brigitte hat unterdessen in einer Broschüre
über Esperanza einige in Frage kommende Campingplätze herausgesucht, gleich den
ersten nehmen wir. Er ist ziemlich voll und dennoch recht ruhig. Die Camp
Kitchen macht einen guten Eindruck, mal sehen, wie sich das bei der Benutzung
darstellt.
Ich frage mich, warum ich so viel über das
Wetter schimpfe. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass wir bei der Größe
unseres Autos darauf angewiesen sind, viel Zeit im freien zu verbringen - und
dafür sollte es wenigstens warm und trocken sein. Dazu kommt, dass es für mich
kaum zu warm sein kann. Hier in Esperanza ist es wenigstens trocken.
Samstag, 2. März 2013
Am Morgen ist es von oben her trocken,
allerdings ist der Himmel grau in grau. Wolkenberge. Immer wieder nieselt es,
aber das ist kein Vergleich zu gestern. Große Seenlandschaften rechts und links
der Straße, immer mal wieder "water on road" - aber mehr Schilder als
tatsächlich Wasserdurchfahrten. Immerhin, das Auto ist jetzt schön sauber.
In Kalgoorlie besichtigen wir die
verbliebenen Wasserschäden, sie halten sich in Grenzen, aber man sieht schon,
dass hier was war. Wir schlendern Hannan einmal runter und dann wieder rauf.
Leider finden wir den Zugang zur Trans
Access Road nicht. Die in unserer Karte eingezeichnete Zufahrt ist gesperrt, Golden Ridge ist
nirgendwo ausgeschildert. Pech. So fahren wir auf dem Hwy (ALT94, 94) nach
Süden, um uns in Widgiemooltha die nächste Abfuhr einzuhandeln: Der Wirt
meint, der Campingplatz sei zu durchweicht, wir sollten nach Norseman
weiterfahren. Nun, das machen wir sicher nicht, stattdessen beschließen wir, nach
Kambalda zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin kommt wieder die Winsch zum
Einsatz, ein Fahrzeug hat sich neben der Straße festgefahren.
Weil die Rezeption in Kambalda momentan
nicht besetzt ist, fahren wir zum Red Hill Lookout, um erneut einen Blick auf
den Lake Defroy zu werfen. Heute ist er nicht weiß wie vorgestern, sondern rot
- durch den vielen eingeschwemmten roten Sand. Wie wird das Salz wieder weiß?
Auf dem Caravan Park stellen wir uns neben
einen lila Landcruiser, pistenkuh.de steht drauf. Und tatsächlich, es sind zwei
Deutsche, die ihr Leben auf Reisen verbringen und u. a. auch davon leben. Sie
schreiben und verlegen ihre Reiseberichte und DVDs. Wir sitzen beisammen und
tauschen uns aus. Hochinteressant, was die beiden zu berichten haben. Nur wundert
mich, dass sie trotz ihrer vielen Reisen durch Afrika und Australien eher
schlecht Englisch sprechen, sogar noch schlechter als ich. Sie warten übrigens
hier in Kambalda, bis die Canning Stock Route aufmacht, damit sie auf diesem
Wege in den Norden fahren können. Am 11. Juni geht ihr Flug zurück nach
Deutschland, wo ihre Tochter lebt (und sie polizeilich gemeldet sind). Nur
gelegentlich wird unsere "Sitzung" durch Nieselschauer gestört.
Freitag, 1. März 2013
Morgens regnet es noch immer. Auf dem Weg
zur Camp Kitchen (um das Teewasser zu erhitzen) stehen das Wasser etwa 5 cm
hoch. Gut, dass ich nur Crocks an den Füßen habe. Aber auch sonst ist der
Campingplatz ziemlich unter Wasser. In Kalgoorlie summieren sich die
Wassermassen in den Straßen schon auf bis zu 15 cm Höhe, das reicht bei manchen
Wagen bis zur Radnabe. Mit solchen Regenfällen wird die Kanalisation hier
einfach nicht fertig. Rechts und links der Straße auf unserem Weg nach Norden
bilden sich erste Seen. In Menzies holen wir uns Straßeninformationen bei der
V. I., alle Dirtroads im Shire sind geschlossen.
Wir fahren nach Leonora, um die Ghosttown
Gwalia anzusehen. Ein gutes Ensemble ehemaliger Miner-Häuser aus Holz
("Fachwerk"), Wellblech (Außenwände und Dächer) und Stoffbahnen
(Tapeten). Einerseits ist es schade, dass es so regnet, denn dann macht es
keinen Spaß, rumzulaufen und die Häuser anzusehen, andererseits gibt es einen
sehr guten Eindruck davon, wie es in solchen Häusern bei widrigen
Wetterbedingungen war: Zugig und nass, denn Decken und Wände sind nicht ganz dicht.
Auch die Information aus Leonora lautet:
All unsealed roads in the shire are closed. So müssen wir über den Hwy nach
Süden fahren, um nach Kookynie zu kommen. Hin und wieder führt unser Weg durch
Wasser, das die Straße überquert ("Water over Road" steht auf
den Warnschildern, wenn es solche überhaupt gibt) und zweimal auch einen Creek
durchqueren, der sein Bett quer über die Straße verlegt hat. Auch Kookynie ist
eine Ghosttown, allerdings stehen an den Straßen nur noch die Reste zweier
Häuser, alles andere ist durch Informationstafeln ersetzt. Das ist ein bisschen
schwach. Zu dumm: Der Campingplatz hat wegen des Regens geschlossen, der Boden
ist zu sehr aufgeweicht. Und so müssen wir uns wieder auf den Weg machen und
bleiben letztlich in Menzies auf dem kommunalen Caravan Park. Es regnet nach
wie vor, das sind Reste eines Zyklons, der über dem nördlichen Western
Australia angelandet ist. Morgen Vormittag soll der Regen nachlassen, sagt man.
Ich gebe auf und krame meinen Pullover aus dem "Keller" unter der
Bank heraus, es ist einfach zu kühl.
Aus dem gleichen Grund finden Kochen und
Essen in der Camp Kitchen statt, trotz der acht netten jungen Männer, die sich
hier breit gemacht haben. Als ich mit dem Kochen fertig bin, räumen sie uns
ungefragt sofort Platz an einem der beiden Tische ein, so dass wir dort essen
können. Wenig später gehen sie zum Dinner ins nebenanliegende Hotel. Wir
bleiben in der Kitchen, da ist es wärmer als im Auto.
Es regnet nach wie vor. Die Fenster im
Auto bleiben heute Nacht erstmals zu, es
regnet sonst rein.
Donnerstag, 28. Februar 2013
Kaum haben wir uns zum Frühstück
hingesetzt, kommen Wind und Wolken wieder vorbei, das ist ein bisschen
unangenehm.
Kurz nach Norseman überholen wir einen
Güterzug, ich halte wenig später und filme seine Vorüberfahrt. Der Fahrer hupt,
als er an mir vorbeifährt. Das Ensemble besteht aus: zwei Lokomotiven, dann
etwa 100 Waggons, wieder zwei Lokomotiven und schließlich weiteren etwa 60 Waggons.
Alle Waggons sind vierachsig, die Lokomotiven haben sechs Achsen an zwei
Drehgestellen. Ich zähle die Waggons, als wir das nächste Mal den Zug
passieren, da kann sich eine Ungenauigkeit einschleichen.
In Widgiemooltha wurde 1934 der
"Golden Eagle Nugget" gefunden, ein 1.134 Unzen schwerer Goldbrocken,
der elfgrößte Fund der Welt. Die Regierung hat ihn später dem Finder für rund
5000 Pfund Sterling abgekauft. Das war zu der Zeit sicherlich eine Menge Geld,
aber ob es ein realistischer Preis war? Ich habe da so meine Zweifel. Heute
wäre dieser Goldklumpen etwa 7.000.000 € wert. Er existiert nicht mehr, er
wurde eingeschmolzen und in kleinen Gebinden verkauft.
Während wir uns Kambalda, eine dieser neu
aufgebauten Minenstädte in dieser Gegend, ansehen, rollt unten in der Ebene der
Güterzug wieder an uns vorbei.
In Kalgoorlie besuchen wir dieses Mal das
Western Australian Museum, das wir beim letzten Besuch ausgelassen hatten - der
Besuch hat sich echt gelohnt. Man lernt viel über die menschenunwürdigen Bedingungen,
unter denen die Minenarbeiter und ihre Familien zu leiden hatten.
Auf dem Campingplatz angekommen, verstauen
wir unsere Einkäufe und waschen eine Maschine schmutziger Wäsche. Wenn das mal
gut geht: Über uns scheint sich was zusammenzubrauen, und die Sachen hängen an
der Leine! Von Nordosten kommt eine stahlblaue Wolkenwand ohne Strukturen, nur
im Westen bleibt es himmelblau. Das bringt uns einen wunderbaren
Sonnenuntergang, während wir zu Abend essen. Und dann löst sich die scheinbar
so massive Wolkenwand in dünne Wolkenfetzen auf. Das Abendessen vergeht ohne
Unterbrechung und unsere Wäsche wird trocken.
Als ich ins Bett gehe, sind außer einem
verschleierten Mond keine Himmelskörper zu sehen. In der Nacht beginnt es zu
regnen.
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