Sonntag, 3. Februar 2013

Sonntag, 3. Februar 2013, Boulia


Sonntag, 3. Februar 2013
Als wir gerade fertig sind zum Aufbruch, kommt ein anderes Auto angefahren, wohl Freunde der Familie. Sie fahren zum Waschhaus und bleiben prompt mit ihren Fahrrädern auf dem Dach an einem Ast hängen. Dummerweise geht es auch nicht einfach wieder zurück und so geht offensichtlich einiges kaputt.
Wir fahren weiter auf dem Plenty Hwy, der nach 5 Kilometern, also an der Grenze, in den Donohue Hwy übergeht. Der Shire (das ist ein Landkreis) Boulia beschwert sich auf einem großen Schild, dass der Staat vom Shire verlangt, die Straße (gemeint ist der Donohue Hwy), von der sie ohnehin nicht profitieren, zu unterhalten. Sie seien viel zu arm, um die nötigen Mittel aufbringen zu können. Ich halte dieses Poster für kontraproduktiv, denn an wen wendet es sich? Die Trucker, die hier vorbeikommen oder die Touristen? Beiden ist das ziemlich egal und so macht sich das Shire nur lächerlich.
Wenig später  begegnet uns zum ersten Mal überhaupt auf einer Gravelroad ein Roadtrain - es ist ein 21-Achser mit Viehanhängern - entgegen. Man sieht ihn wirklich schon weit im Voraus, allemal rechtzeitig genug, um Vorsorge zu treffen, das heißt, eine geeignete Stelle am Straßenrand aufzusuchen und zu warten. Im Moment des Vorbeifahrens ist die Sicht noch gut, dann steht man im dichten rötlichen Staub und sieht gar nichts mehr. Aber schon 30 Sekunden später ist dank des nach wie vor starken Windes alles so, als sei nichts gewesen.
Wir wissen nicht genau, wann wir in Boulia, unserem Etappenziel, ankommen. Seit der Grenze gilt Queensland-Zeit und ich weiß nicht, um wie viel sie sich zurzeit von der NT-Zeit unterscheidet. In Camooweal, weiter im Norden, steht an der Grenze "Adjust your watches by 30 minutes" - ob das hier und zu dieser Zeit auch gilt? Das Handy tut gerade nicht, der Akku ist leer. Außerdem ist fraglich, ob wir hier überhaupt Empfang haben. Wie auch immer, es ist jedenfalls wie ausgestorben hier. Klar, heute ist Sonntag, da haben die Geschäfte zu, die Visitor Information hatte bis 12 offen, sogar auf dem Caravan Park ist niemand. Also stellen wir uns an eine uns geeignet scheinende Stelle und harren der Dinge, die da kommen - oder auch nicht.
Btw, es sind 30 Minuten.

Samstag, 2. Februar 2013
Der Unfall lässt mich noch nicht los. Zwei Mal heute Nacht wache ich auf, weil ich den Aufprall höre - und kann nur schwer wieder einschlafen. Habe ich einen Fehler gemacht, was ist mit dem Unfallgegner, habe ich zu viel gesagt, kann doch noch was nachkommen, kommt Bruno mit meinem falsch ausgefüllten Collision Report zurecht? Lauter so Fragen gehen mir durch den Kopf.
Beim Frühstück ist es reichlich kühl, wenn ich den Pullover nicht nach dem Waschen tief unten im Auto verstaut, würde ich ihn jetzt anziehen. Sobald die Sonne uns erreicht, wird es angenehm. Ein Willie Wagtail, ein kleiner Vogel, der immer mit dem Schwanz wippt, leistet und Gesellschaft.
Geradewegs nach Osten. Immer wieder halten wir an, sehen uns irgendetwas an, genießen die Landschaft, die sich manchmal sehr plötzlich ändert. Da kommen wir an eine Kuppe und dahinter bietet sich ein total neues Bild. Doch, es ist schön.
Anfangs kam uns gelegentlich ein Auto entgegen, einmal fuhr auch eines bei einem unserer Stopps an uns vorbei, später waren wir mutterseelenallein unterwegs. Der Hwy ist überwiegend in gutem teils sogar sehr gutem Zustand. Solange wir nicht in Regen kommen, wird das wohl auch in Queensland (QLD) nicht viel anders sein. Die in Tobermorey erteilte Auskunft ist jedenfalls vielversprechend.
Auf dem zweiten Teil der Strecke kommen wir an mehreren Stations, Viehfarmen, vorbei. Überall stehen Kühe und vor allem Kälber im Schatten (oder auch mal auf der Straße). Diesseits der Grenze sind das vor allem Jinta St. und Jervois Station, in Queensland sind Tobermorey Station  die größte) und Glenormiston zu erwähnen. Jervois Station hat rund 8000 Zuchttiere im Bestand auf einer Fläche von 1.500 Quadratkilometern. Tobermorey Station nennt 1,5 Mio Acre - das sind rund 6.000 qkm - sein eigen. Alle diese Farmen und einige weitere kleinere betreiben nur das "Calving", also die Aufzucht der Kälber. Die werden, wenn sie entwöhnt und den Reisestrapazen gewachsen sind, mit wenigen Ausnahmen zu anderen Farmen weiter im Süden gebracht, wo sie aufgefüttert werden bis zur Schlachtreife. Vermutlich wegen der vielen Rindviecher und ihrer Droppings ist die Zahl der Fliegen heute deutlich höher als bisher auf dieser Reise durch das Innere Australiens.
Unterwegs ändern wir unseren Plan für heute und unterbrechen die Reise doch schon in Tobermorey, da haben wir noch eine weitere Nacht in NT. Wir fahren auf der Gravelroad einen Durchschnitt von knapp über 60, das heißt, im Wesentlichen Tacho 70, damit kommen wir gut durch, es staubt nicht so sehr und auch der Dieselverbrauch bleibt im Rahmen.
Der Caravan Park in Tobermorey - natürlich sind wir auch heute alleine - ist gut. Wir stehen auf einer grünen Wiese, die, den Hinterlassenschaften nach, von Kühen kurz gehalten wird, im Schatten von mittelhohen Eukalyptusbäumen.

Freitag, 1. Februar 2013
So sieht jemand aus, der versucht, sich mit unserem Landcruiser anzulegen.


Und das ist das Bild, mit dem sich unser Auto präsentiert.


Wir sind kaum vom Campingplatz losgefahren, da kommt uns ein Feuerwehrauto mit aktiviertem Blaulicht entgegen. Er will nach rechts abbiegen, so bremse ich ab. Kaum bin ich im Stillstand, knallt es, mein Hintermann hat wohl geschlafen.  Alles Weitere geht fast automatisch: Die Feuerwehrleute, die es wohl doch nicht so eilig hatten, sperren die Straße ab, leiten den Verkehr um uns herum und schicken mich an den Straßenrand (weil ich noch fahren kann). Dann kommen nacheinander eine Ambulanz, aber zum Glück ist keinem der drei Unfallbeteiligten etwas passiert, ein Polizeiwagen mit den üblichen zwei Mann Besatzung, die sich um die Unfallaufnahme kümmern, und ein weiterer Feuerwehrwagen, dessen Insassen sich daran machen, die Hinterlassenschaften des Unfalls wie Scherben und vor allem Kühlwasser von der Straße zu entfernen. Ich telefoniere mit Bruno, er hätte gerne Bilder von seinem Wagen, damit er abschätzen kann, wie zu verfahren ist. Ich versuche drei Mal, mit meinem "Hintermann" zu sprechen, beim ersten Mal wendet er sich wortlos ab, beim zweiten Mal will er die Polizei abwarten, beim dritten Mal ist er nicht viel gesprächiger, aber ich bekomme die notwendigen Informationen für den Unfallbericht. Genau eine Stunde nach dem Aufprall sind wir alleine am Unfallort und fahren weiter. Ein visueller Check bei einem Vertragspartner von Bruno am nördlichen Ausgang von Alice Springs bescheinigt uns, dass wir ohne Bedenken weiter fahren können.
Beim obligatorischen Halt am Tropic of Capricorn - ab sofort sind wir in den Tropen - stehen drei schwarze Porsche mit Ludwigsburger Kennzeichen, aber ohne Typenschilder, mit laufenden Motoren auf dem Parkplatz. Zwei weitere sind unterwegs. Sie machen Testfahrten um festzustellen, wie sich die Wagen bei den Bedingungen hier verhalten. Der eine mit dem ich spreche meint, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung - hier in NT ist maximal 130 kmh erlaubt - ihnen Probleme bereite. Dabei meinte ich, in der geringen Bodenfreiheit das Hauptproblem zu sehen.
Kurz nach dem Abbiegen auf den Plenty Hwy liegt rechts ein totes Känguru, mehrere Adler und andere Greifvögel machen sich daran zu schaffen. Ich halte, um zu fotografieren, aber trotz gebührlichen Abstands kommen die Vögel nicht mehr her. Schade.
In Gemtree machen wir eine Pause, bleiben aber erst mal nicht, sondern fahren weiter. Aber es ist schwierig, den A.V.I. Mud Campground zu finden und so kehren wir trotz letztlich erfolgreicher Suche wieder um und bleiben über Nacht in Gemtree, weitgehend alleine auf einem riesigen Areal. Bis gestern war hier ein traditionelles Tanzevent der Aboriginal, aber das ist leider bereits zu Ende.


Donnerstag, 31. Januar 2013
Schon wieder eine Art Ruhetag, jedenfalls ohne nennenswerte Fahrtstrecke.
Wäsche waschen, Schwimmen, Auto aufräumen, Spaziergang in Alice, SIM-Karte aufladen, Botanical Garden (mit Kängurus, denn wir sind ziemlich spät dran), dann zu Bojangles zum Abendessen - das war's dann auch schon fast.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir zurück am Platz. Ich gehe noch mal schwimmen, Brigitte schreibt ein paar der heute gekauften Karten.

Mittwoch, 30 Januar 2013
Dem Red Centre Way - früher Mereenie Loop - folgend fahren wir nach Alice Springs.
Unterwegs kommen wir an einem Wegweiser zum  Gosse Bluff vorbei. Der Name reizt uns und deshalb biegen wir ab. Eine nette 4WD-Strecke von 6 Kilometern führt uns ans Ziel: Ein Kometenkrater, entstanden vor etwa 142,5 Millionen Jahren. Was ich erstaunlich finde ist, dass die Aborigines ebenfalls eine kosmische Erklärung für diese runde Bergkette haben: Die Milky Way Women trafen sich zum rituellen Tanz. Eine von ihnen legte ihr Baby in der Tnora, einer Holzschale, ab. Die Holzschale rutschte vom Tanzboden und fiel auf die Erde,  das Baby wurde unter der Schale begraben. Mutter (=Abendstern) und Vater (=Morgenstern)schauen nach wie vor nach ihrem Kind.
Auch Redbank Gorge, Glen Helen Gorge, Ellery Creek Big Hole - ein dauerhaft wasserenthaltendes Wasserloch, in dem man baden kann, was auch einige tun -
 und Simpsons Gap locken uns weg von der direkten Route. Und so sind wir erst gegen halb fünf in Alice Springs. Tanken (unser Schnitt auf den letzten 2.000 Kilometern liegt bei 12,08 L/100 km, und das, obwohl darin die Abschleppaktion enthalten ist ), ein Besuch im Visitor Centre wegen eines Campingplatzverzeichnisses und eines Stadtplans und bei Coles, um unsere inzwischen arg geschrumpften Vorräte wieder aufzufüllen, stehen auf dem Programm.
Auf dem von uns ausersehenen Caravan Park 10 km vor der Stadt laufen uns gleich zwei bellende Hunde entgegen, ein dritter stellt sich uns beim Weg zum Office in den Weg, da hat Brigitte genug, wir fahren zu einem anderen Platz zurück nach Alice. Dort hat allerdings das Büro schon geschlossen, es ist ja auch schon fast sieben. Per Telefon bekommen wir den Zugangscode. Auto aufstellen, Tisch und Stühle rausstellen, Schuhe wechseln, dann mache ich mich ans Kochen, während Brigitte die Einkäufe verstaut und sich über uns ein großer Schwarm Galahs mit lautem Geschrei aufs Schlafen vorbereitet.

Dienstag, 29. Januar 2013
Sozusagen mit dem ersten Hahnenschrei brechen wir auf, so dass wir mit der Sonne am Canyon Rim - das ist die teile Kante, die es zu erklimmen gilt, bevor wir dann oben entlang wandern können - hinaufsteigen. Diese erste Etappe ist ein bisschen hart, alles andere ist problemlos - wenn man sich nicht verläuft, so wie es uns vor sechs Jahren passiert ist. Drei Gruppen sind außer uns unterwegs, es war schon voller hier. So gesehen ist die Reisezeit jetzt fast genial, denn die meisten Leute wollen aus Angst vor der Wärme nicht ins Red Centre. Für heute ist es kühler angekündigt, nur 34 Grad, deshalb ist der Rimwalk heute, im Gegensatz zu den letzten Tagen, keinen Restriktionen unterworfen. Zumindest von der Seite her hätten wir es später angehen können.
Den Rest dieses  sehr entspannten Tages verbringen wir im Resort. Es wird abgesehen von der morgendlichen sportlichen Leistung ein Tag zum Ausruhen. Schwimmen, Lesen, Reden - allmählich werde ich etwas ruhiger und fühle mich nicht mehr gehetzt.
BTW, hier kostet Diesel 2,35 AUD/L! Ich denke und hoffe, dass wir bis Alice Springs durchkommen, ohne nachtanken zu müssen.

Montag, 28. Januar 2013
Wir verlassen den "offiziellen" Outback Way bei Curtin Springs, um über King's Canyon und den Mereenie Loop nach Alice zu fahren.
Unterwegs überholen wir auf dem Lasseter Hwy einen Kameltransport, das ist schon etwas Besonderes. Ein ausgewachsener Roadtrain, beladen mit Kamelen - und das macht ihnen scheinbar nichts aus. Am Mt. Connor Outlook war der LKW an uns vorbeigefahren, wenig später haben wir ihn dann überholt. Technische Probleme? Es sieht so aus, wie heute überhaupt technische Probleme sih zu häufen scheinen. Einmal haben wir angehalten, konnten aber nicht helfen, beim 2. Mal war ich "eingeklemmt" zwischen einem Bus und einem Mietwagen und konnte/wollte deshalb nicht anhalten, beim dritten Mal war bereits Hilfe vor Ort. In Curtin Springs halten wir an und sehen uns die Voliere mit den indigenen vögeln an: Budgerigars (Wellensittiche, die habe ich in Freiheit hier noch nicht gesehen) und Cockatiels.
Auf der Larutja Road stören wir zwei Kängurus am Straßenrand aus ihrer Siesta auf. Zuerst dachte ich, es sei eine dieser Installationen oder ein zufällig geformtes Baumstück. In King's Creek macht ein großer Schwarm schwarzer Kakadus (red tailed black cockatoos) Pause. Weil hier die Anweisung ausgehängt ist, den Canyon Rim Walk spätestens um acht zu beginnen, fahren wir noch bis zum King's Canyon Resort weiter. Wie fast schon erwartet, sind die beiden anderen mit dem TCC Landcruiser auch schon da - im Swimming Pool. Wir bekommen den Stellplatz mit der größten Neigung und dem wenigsten Schatten, obwohl fast alles frei ist.
Aber Pool und  Camp Kitchen sind wirklich gut und da macht es dann auch nichts, dass der Wind nach wie vor in Böen mit 40 km/h daher kommt. Beim Kochen bin ich in einem gut belüfteten Raum, im Freien ist der Wind eher angenehm, es hat immerhin 35 Grad.

1 Kommentar:

  1. Tut mir leid mit dem Unfall. Na Hauptsache, alle sind gesund. (Einschliesslich Troppie)Ist nur die Stossstange? Der Unfallgegner sieht ja wirklich arg demoliert aus. Ich fahre gedanklich mit euch, denn alle Stationen sind so bekannt. Alles Gute weiterhin und unfallfreie Fahrt. Das Schild in Camooweal sagt uebrigens: 30 minutes and 5 years;-)

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