Montag, 27. Mai 2013
Als letzte der vier Gruppen, die heute
Nacht hier verbracht haben, setzen wir uns in Bewegung. Aber heute liegt nur
ein Katzensprung rüber nach Weipa vor uns. Unterwegs überqueren wir mal wieder
die letzte Reihe der Great Dividing Range mit einem herrlichen Ausblick auf das
flache Land mit Regenwald - bis hin zum Gulf of Carpentaria. Wenig später sind
wir dort und belegen einen Platz direkt am Westufer, in erwartung des
Sonnenuntergangs. Hier haben wir auch wieder Handyempfang, also kann ich den
Blog weiterführen.
Der Abstecher nach Cape York, bei dem wir
meist den 4WD eingeschaltet hatten und mit wenig Reifendruck und oft sogar mit
kleiner Übersetzung unterwegs waren, verdirbt ein bisschen unseren
durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch, aber das ist es wert gewesen. Eine
Überschlagsrechnung ergibt, dass wir dennoch seit dem letzten Volltanken mit
einem Schnitt von 10,3 L/100 km hinkommen - und das lässt sich noch verbessern.
Hier in Weipa gibt es einen Woolworths, das
ist einerseits erstaunlich, denn der Ort ist nicht so groß, andererseits aber
auch nicht, denn hier in Weipa ist die zweitgrößte Bauxitmine der Welt. Das
Bauxit wird im Tagebau abgebaut und direkt auf Schiffe verladen. Der
Unternehmer ist Rio Tinto, ein nicht ganz unbekannter Name in der Mining-Branche.
Umso erstaunlicher, dass es trotz Woolworths nur eine Tankstelle gibt, aber das
ist keine Caltex, bei der man den Bonus einlösen könnte.
Sonntag, 26. Mai 2013
In der Nacht kommt das Meer bis an den
Platz, genauer, bis an den letzten Absatz vor unserem Stellplatz. Ist der
Vollmond schuld daran? Und so ist der Sand morgens nass, obwohl es heute Nacht
nicht geregnet hat.
Los geht es nach Süden. Immer wieder
überlegen wir, wo Roland mit seiner Gruppe wohl sein mag. Ich denke, dass sie
schon vor uns sind, dass sie gestern am Tip waren. An der Fähre erfahren wir,
dass unser Ticket weiterhin gilt (für dieses Auto). Wir könnten also noch
vierundzwanzig Mal hin und zurück fahren, dann wäre die einzelne Fahrt etwa so
teuer wie Neckarhausen/Ladenburg. :-)
In Bramwell machen wir eine Pause,
ausnahmsweise hole ich mir was zu essen und zu trinken gibt es auch. Ich
studiere noch Mal die Karte von Cape York, weil unser Atlas an dieser Stelle
doch an seine Grenzen stößt.
Wenig später kommen wir bei der Moreton
Telegraph Station an. Hier war von 1887 bi 1930 eine Relaisstation der
Telegraphenlinie, die Cairns und vor allem das Goldgebiet via Punsand Bay mit
dem Rest der Welt verbunden hat. Die Station wurde 1960 abgebaut und anderswo
als Station-gebäude wieder aufgebaut, es existiert nicht mehr. Nur der Name
blieb erhalten, es ist aber "nur" noch eine Gästeanlage: Cabins und
Safari Tents, jeweils wahlweise auch mit Catering, und ein Campground. Fast
jeder der Stellplätze hat eine eigene Feuerstelle, Holz kann man am Wenlock
River, der hier vorbeifließt, oder im angrenzenden Wäldchen sammeln. Wir
stellen unser Auto unter einen riesigen Mangobaum, von denen es hier einige
gibt auf dem Gelände. Der Wenlock River, den wir schon auf dem Frenchman's Track
überquert hatten und am Tag zuvor ebenfalls, hatte im Januar dieses Jahres
vierzehn Meter Hochwasser, da stand das gesamte Gelände brusthoch unter Wasser.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang und dem
"Aufblühen" des Sternenhimmels verziehen sich die letzten Wolken. Der
Mond hat noch nichts von seiner Fülle verloren.
Samstag, 25. Mai 2013
Heute Nacht muss es mal geregnet haben, in
meinen Schuhen steht Wasser. Und auch später kommt gelegentlich ein Schauer
herunter, die Wet Season ist noch immer nicht ganz vorbei.
Etwa 100m neben unserem Stellplatz, wo sich
ein kleiner Flusslauf im Sand verliert, hat heute Nacht ein Croc den Strand
landeinwärts überquert. Die Spuren sind schon beeindruckend, die Fußabdrücke sind breiter als meine Hand.
So sehen wir uns Seisia bei Regen an,
Nieselregen zwar nur und dabei ist es warm, aber schön ist anders. Es gibt
nicht viel hier. Den Broschüren nach hatte ich hier jede Menge touristische
Einrichtungen erwartet, aber dem ist nicht so. Es gibt noch nicht mal
"Fish & Chips". Es ist wohl noch keine Saison. Und das mit den
Fish&Chips mag daran liegen, dass alle Leute ihren Fisch lieber selbst
angeln (wozu man hier in QLD keine Erlaubnis braucht!).
In Bamaga haben wir zumindest was das
Wetter betrifft, etwas mehr Glück, aber anzusehen gibt es hier auch nicht viel.
Was mir auffällt ist, dass die indigenen Menschen, seien es Aboriginal oder
Torres Strait Islander, viel freundlicher und fröhlicher sind als weiter im
Süden. Schon der Fährmann hat uns angelächelt, als wir gestern gegen Mittag den
Jardine River überquert haben. Das macht gleich eine bessere Atmosphäre.
In der Nähe des Bushcamps, wo wir
eigentlich campen wollten, an Cable Beach, ist der Endpunkt der Telegrafenlinie
hier zum Tip. An diesem Endpunkt wurde die Telegrafenlinie mit einem Seekabel,
das aus Papua-Neuguinea hierher verlegt worden war, verbunden. Die
Verbindungseinrichtung, "Junction Box", steht noch, mehr ist nicht
mehr da. Hier im Norden Queenslands haben sich die Eingeborenen viel stärker
gegen die Weißen gewehrt als anderswo und auch die Telegrafenlinie war immer
wieder Ziel von Angriffen. Eigentlich ist das klar, denn wie würden wir
reagieren, wenn jemand kommt und uns sagt, das sei jetzt sein Land und wir
sollten gefälligst uns an seinen Lebensstil anpassen. Wobei es ja nicht bei
Worten blieb, die Kühe haben die Känguru verdrängt, die Weißen die Aboriginal
und ihre Kultur wurde ihnen genommen. Spätestens mit dem Goldrush hatte auch
hier im Norden von Queensland der Kapitalismus gesiegt. Dabei leben die A.
eigentlich nach christlicher Weise, so wie Jesus laut Matthäus verlangt:
"Was sorgt ihr euch um euer Auskommen, euer Vater im Himmel macht das
schon. Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie sähen nicht, sie ernten
nicht." Genau so machen es die Aboriginal, Land- und Viehwirtschaft sind
ihnen fremd und Vorsorge ist nicht nötig, denn: "Wer weiß denn schon, was
morgen ist - vielleicht bin ich ja tot."
Ein wunderbarer Spaziergang den Strand entlang
(und natürlich auch wieder zurück), völlig alleine mit der Natur, rundet den
"Ruhetag" ab. Leider kann der Mond heute die Wolkendecke nur sehr
sporadisch durchdringen, dennoch ist es relativ hell.
Freitag, 24. Mai 2013
Brigitte fährt das erste Stück.
Ausgerechnet auf dem OTT wagt sie sich an schwierigere Strecken. Für mich
nebendran ist es aber mindestens ebenso schwierig, weil ich viel zu ungeduldig
bin. Kurz nach dem Aufbruch kommen wir an den ersten Fluss, den es zu überqueren
gilt, Sam Creek. Ich laufe die Strecke ab und suche die beste Möglichkeit für
den Übergang. Brigitte wartet derweil im Auto oben, weil wir schon da nicht
wussten, ob rechts oder links zu fahren ist. Sie fährt den Troopie bis zur
Furt, möchte aber dann doch nicht hinüberfahren. Vielleicht sind es auch die
Zuschauer, die sie stören: Eine Reisegruppe nutzt die Gelegenheit um Bilder von
der Flussüberfahrt "in echt" zu machen. Zum Glück geht es gut. Nur,
ich habe nicht weit genug vorausgeschaut und für den Weg nach oben eine falsche
Stelle und somit eine viel schwierigere und letztlich auch nicht zu fahrende
Strecke gewählt. So müssen wir noch mal umkehren. Dann fährt Brigitte wieder.
Den zweiten Creek, Mistake Creek, begehen wir von vornherein gemeinsam, dann
setzen wir die Fahrt fort, alles klappt gut. Nach 16km und zwei Stunden
Fahrtzeit erreichen wir die Telegraph Road, eine Stunde später sind wir bei der
Jardine River Ferry. Dort soll der Kraftstoff in der Gegend am billigsten sein,
aber das ist nicht so: 2,299 $ / l Diesel haben wir noch nirgendwo bezahlt. Ich
fülle auch nur den Main wieder auf.
Je näher wir dem Tip - oder Pajinka, wie es
bei den lokalen Aboriginal heißt - kommen, desto "dürftiger" wird die
Straße. Außerdem führt sie durch Regenwald mit den daraus resultierenden
Lichtreflexen auf der Windschutzscheibe. Auch eine Wasserdurchfahrt mittleren
Kalibers, etwa 60 cm Wasserhöhe, hat sie anzubieten. Und dann sind wir am Ziel,
weiter geht's nimmer, zumindest nicht nach einem kurzen Spaziergang an einem
Magrovenwald entlang und über eine felsiges Vorgebirge. Wir stehen an dem
Schild, das den Besucher wissen lässt: "you're standing at the
northernmost point of Australia" - am Horizont sieht man die Torres Strait
Islands, dahinter ist Papua Neuguinea.
An Punsand Bay mieten wir uns auf dem
Campingplatz ein, da das zugehörige Bushcamp (Budget Camping) nach der Wet
Season noch geschlossen ist. Es gibt da auch kaum geeignete Stellplätze. Wir
stehen direkt am strahlend weißen und völlig leeren Sandstrand. Wahrscheinlich
gibt es hier Crocs, also Salzwasserkrokodile (estuarine crocodiles). Mit denen
ist nicht gut Kirschen essen.
Morgen ist Vollmond, aber das sind man ihm
nicht an, er wirkt schon richtig voll und rund. Vor uns, direkt über Strand und
Meer, liegt der Große Wagen, hinter uns das Kreuz des Südens mit seinen
Pointern, diesen Sternbildern kann das Licht des Mondes nichts anhaben. Schön
ist es hier.
Donnerstag, 23. Mai 2013
Nach dem Briefing vor der Abfahrt
verabschiede ich uns schon mal, weil wir ab Telegraph Road (die PDR ist Richtung Weipa abgebogen, seitdem
heißt die Strecke nach Norden TR) wieder alleine fahren werden. Es wäre nicht
fair, dabeizubleiben, weder gegenüber Roland, der seine Expertise zur Verfügung
stellt, noch gegenüber den anderen, die für diesen Service ja bezahlen müssen.
Dann fahren wir los. Im Grunde ist es heute ein einfaches Stück Weg, im
Vergleich zu gestern. Aber vorgestern hätte ich auf dieser Strecke mehr zu
kämpfen gehabt und sie als schlimmer angesehen. Alles ist eben relativ.
Nach einer knappen Stunde liegen die 12
Kilometer hinter uns, wir verabschieden uns mit Handschlag von jeder/m
Einzelnen und dann fahren wir los und lassen die sechs Autos ziehen. Nach 10
Minuten sind sie außer Sicht. Bei Bramwell Junction holen wir sie wieder ein,
sie haben getankt und eine Pause gemacht. Sie fahren in die OTT, den Old
Telegraph Track, wir folgen erst mal dem Bypass, also der Seitenstrecke, nach
Nordosten. Denn wenn wir jetzt auch auf OTT fahren, haben wir in kurzer Zeit
die Gruppe wieder eingeholt. Zumindest dann, wenn es schwierige Stellen gibt,
und davon ist auszugehen. Die Überquerung des Gunshot Creek ist auf jeden Fall
eine Herausforderung. Erst bei Fruit Bat Falls biegen wir auch auf OTT ab, die
"Bird-Gruppe" ist sicherlich noch hinter uns. Im Lower Pool, also
unterhalb des Wasserfalls, nehmen wir ein Bad. Das Wasser ist herrlich klar und
erfrischend, ohne aber kalt zu sein. Wegen der recht starke Strömung ist auch
nicht damit zu rechnen, dass sich hier Crocs aufhalten. Fruitbat Falls und
Elliot Falls sind zwei Wasserfälle des Elliot Creek, der hier nach Norden
fließt und dabei verschieden Felsbarrieren zu überwinden hat. Bei Elliot Falls
kommt noch Canal Creek, der ebenfalls einen Wasserfall gebildet hat, Twin
Falls, in den Elliot. Dort gibt es einen Campground, auf dem wollen wir heute
übernachten. Das ist im NP, also müssten wir vorbuchen, das geht aber nicht, da
wir weder Telefon noch Internet zur Verfügung haben. Der erste Versuch geht
schief, der Platz war vorbelegt. Nehmen wir einen anderen.
Der Mond macht richtig hell, obwohl er sich
gegen Bewölkung durchsetzen muss. Sterne sind nicht zu sehen.
Mittwoch, 22. Mai 2013
Ziemlich schlecht geschlafen, und so bin
ich auch schon früh wach. Schon 10 vor acht sind wir abfahrtbereit. Ich gehe
dann rüber zu dem anderen Platz und mische mich unter die Schweizer. Wir werden
akzeptiert als zusätzliches Fahrzeug, das ist nett. Martin bietet mir glich an,
vor ihm als Vorletzter zu fahren. Und so geht es los, zuerst mal zurück auf die
Portland Roads Road. Die Gruppe fährt los wie von der Tarantel gestochen,
eigentlich zu schnell für mich. Aber ich kann den Anschluss halten und so
biegen wir zusammen ab auf den Track.
Der fängt gleich richtig an. Ich glaube,
wenn wir da alleine reingefahren wären, hätten wir bei der ersten sich
bietenden Gelegenheit kehrt gemacht. Allerdings bietet sich erst mal keine
Möglichkeit. Es wird ein phantastischer Tag.
Im Endeffekt legen wir mit einer Stunde
Mittagspause bis kurz vor 5, als wir das Lager aufbauen, 95 Kilometer zurück.
Roland meint, so habe er den Frenchman's Track noch nie erlebt. Das Nachtlager
ist da, wo er normalerweise die Mittagspause einlegt, nach dem zweiten größeren
Flussübergang, etwa 12 km vor Erreichen der PDR. Dabei ist es diesmal nicht mal
so sehr das Wasser, das uns zu schaffen macht. Der Track ist stark ausgewaschen
und so gestaltet sich das Vorwärtskommen schwierig. Richtig beschreiben lässt
sich das nicht. Nach der Überquerung des Pascoe River (Wassertiefe etwas über
einem Meter, in der Mitte außerdem mit starker Strömung, die das Auto
wegzuschieben droht) geht es steil den Berg hinauf über eine Steinpiste. Die
einzelnen Steine sind allerdings schon ziemlich groß, so dass man sehr
vorsichtig fahren muss, andererseits aber auch Schwung braucht. Das erweist
sich als eine Klippe, an der viele erst mal scheitern. Ich komme gut über die
Matschstelle vor dem Fluss, komme gut durch den Fluss und bleibe dann doch noch
ein gutes Stück weiter oben beim Passieren eines dort abgestellten Autos
hängen, dort, wo die anderen kaum noch Probleme hatten. Ansonsten stelle ich
fest, dass ich zumindest in dieser Gruppe gut mithalten kann und auch
akzeptiert werde.
Während der Mittagspause kommen aus der
Gegenrichtung zwei Fahrzeuge, sie meinen zu dem vor uns liegenden Teilstück:
"Have fun". Glücklicherweise kommen sie gerade jetzt, es gibt sonst
kaum Platz für Gegenverkehr. Es bleiben die einzigen Autos außer unseren, die
wir heute zu Gesicht bekommen.
Die Überquerung des Wenlock Rivers mit nur
ca. 50 cm tiefem, schnellfließendem Wasser (also gibt es keine Crocs) ist kein
Problem, allerdings brauchen wir drei Stunden, bis wir die sieben Fahrzeuge auf
der anderen Seite aus dem Tal herausgebracht haben. Keiner von uns, also auch
nicht die beiden "Profis" Roland und Martin, kommt alleine diese
Steigung hinauf. An der rechten Seite ist eine Matschspur, links sind Steine
und ausgewaschene Hügel, beides kein Spaß. Ist das Auto mal im Matsch, ist es
wie bei Sand: Es geht nicht mehr raus,
auch nicht mit eingeschlagenen Rädern.
Weil wir nicht bis zum PDR durchgekommen
sind, übernachten wir mit der Gruppe. Ein nettes Völkchen, auch wenn ich große
Probleme habe, der Konversation zu folgen, wenn Schwyzerdütsch gesprochen wird.
Dienstag, 21. Mai 2013
Durch tropischen Regenwald an den
kitschigen Südseestrand mit Kokospalmen - wir sind im Iron Range National Park
und dort an Chilli Beach.
Obwohl wir gar nicht so spät dran sind,
sind schon einige vor uns unterwegs. Nun ja, wir lassen uns doch zeit mit
unserem Frühstück, etwas, was viele Australier eher weniger tun.
In Coen (wird so ausgesprochen wie der
Nachname des kanadischen Sängers Leonard Cohen) sehe wir uns das Heimatmuseum
an, dann versuchen wir, den Platz an Chillie Beach für heute Nacht zu buchen.
In dem Geschäft, das in der Broschüre angegeben ist, weiß man von nichts. Dafür
gibt es bei der Rangerstation einen PC, an dem wir uns registrieren können. Ob
das wohl klappt?
Die PDR ist in einem sehr ordentlichen
Zustand und dennoch sind immer wieder Bauarbeiten im Gange. Ganz anders die
Portland Roads Road, auf die wir später abbiegen, um in den Iron Range NP zu
fahren. Mit jedem Kilometer wird die Straße schlechter. Das liegt aber nicht an
den insgesamt 65 (!) (30 davon bereits auf der PDR) Wasserdurchquerungen -
zwischen 2 und 40 cm Wassertiefe (Wenlock River und Pacoe River stehen an der
Spitze) - sondern daran, dass die Straße immer mehr ausgewaschen ist und immer
schmaler wird. Die letzten 50 km ist sie eigentlich nur noch einspurig. Ob
Frenchmans Track wirklich so viel schwieriger ist?
Auf unserem Platz angekommen, gehen wir
gleich zu Strand und wandern daran entlang, meist bis zu den Knien im lauwarmen
Wasser, der Krokodilgefahr zum Trotz. Ich denke, dass hier am offenen Strand
die Gefahr ohnehin nur theoretischer Natur ist.
Ein schweizerischer Reiseleiter, Roland,
kommt bei uns am Wagen vorbei, wir unterhalten uns. Er meint, dass der Pascoe
etwa einen Meter Wasser führt im Moment und dass er abrät, alleine den
Frenchmans Track zu fahren. Aber er bitet an, dass wir uns bei ihnen anhängen
können, seine Gruppe (Schweizer und Deutsche mit 7 TCC-Troopies
unterschiedlicher Ausstattung) fährt morgen früh um spätestens 8.30 h los - auf
den FT. Dieses Angebot werde ich vermutlich nicht ablehnen.
Wolken lassen die Sterne nur hie und da
durchscheinen, auch der Mond hat es schwer - aber da wir unter einem dichten
Blätterdach sitzen, wäre vom Firmament ohnehin fast nichts zu sehen.
Montag, 20. Mai 2013
Je mehr ich über die Straße hoch zum Tip
lese und von anderen höre, desto mehr verliere ich den Mut, dieses
"Abenteuer" anzugehen. Wie soll
ich das Auto heil zum Cape und wieder zurück bringen? Andererseits sind
derartige Überlegungen rational nicht zu erklären. Auf der Strecke sind
wesentlich mehr Autos unterwegs als auf einigen anderen, die wir erfolgreich
hinter uns gebracht haben, also wird immer jemand da sein, um im Notfall helfen
zu können.
Zum Glück hat der Regen im Laufe der Nacht
aufgehört. Zum Frühstück gehen wir aber dennoch in die Camp Kitchen, die
wirklich erstaunlich gut ausgestattet ist (allerdings gibt es keinerlei
Geschirr). Endlich bietet sich die Gelegenheit, die Pancakes zumachen, die wir
im Rohzustand schon seit Monaten durch die Gegend fahren. Es klappt wirklich recht gut, nur die ersten
Drei werden etwas zerrupft, weil die Grillplatte nicht heiß genug ist.
Nach einem längeren Gespräch mit unseren
Nachbarn - sie waren vor Jahren am Tip und wollen sich ihre Erinnerung nicht
zerstören - sehen wir uns erst mal Cooktown bei Sonnenschein an. Ein netter
Ort, dessen große Zeit allerdings auch schon lange vorbei ist, das war während
des Goldrush in Queensland in der Palmerston-Umgebung von 1874 bis etwa zur
Jahrhundertwende. Über Cooktown und seinen Hafen kamen die Goldsucher, wenn sie
es sich leisten konnten, und es kamen vor allem die vielen Waren und
Ausrüstungsgegenstände, die gebraucht wurden für die vielen Hundert Menschen,
die in den Minen und an den Flüssen arbeiteten.
Dann fahren wir los. Ein zweites Mal
passieren wir die Black Mountains, um danach in Lakeland auf die Peninsula
Developmental Rod (PDR) abzubiegen und nach Nordwesten zu fahren. Der Himmel
ist bewölkt, das ist aber gar nicht so schlecht, denn wir fahren "in die
Sonne".
In Laura besuchen wir das Quinkan and
Regional Cultural Centre und sehen uns dort die Ausstellung über Laura im Laufe
der letzten 200 Jahre, seine ursprüngliche Bevölkerung und die Aktivitäten der
Neuzeit an. In Laura findet einmal jährlich ein Tanzfestival der Aboriginal
statt. Natürlich ist das inzwischen nicht mehr wirklich authentisch, sondern
auf die Wünsche und Anforderungen der Touristen, die als Gäste willkommen sind,
abgestimmt.
Beim Musgrave Roadhouse überqueren wir den
zwölften Creek oder River heute, bei dem wir durchs Wasser fahren müssen. Allerdings
sind die Wassertiefen eigentlich nicht der Rede wert. Dann unterbrechen wir den
Weg nach Norden und richten uns für die Nacht ein. Kaum sind wir angekommen,
erscheint über uns ein wunderschöner Regenbogen, wenig später ein zweiter - und
dann geht der Himmel auf, die Wolken verziehen sich. So können wir unter dem
Sternenzelt sitzen und uns an dem tollen Anblick erfreuen. Hunderte von Zikaden
zirpen, über uns kreisen Fledermäuse und es ist weitgehend dunkel - der Platz
hat außer einer "Ampol"-Werbung kein künstliches Licht.
Zwei junge Frauen, Schwestern wie sie
sagen, gehen von Gast zu Gast um ihren Wein los zu werden. Auf Cape York ist es
in den Aboriginal-Gebieten verboten, Alkohol zu haben. Sie haben vorgestern
erfahren, dass sie einen Job in Seisia – fast an der Spitze von Cape Yorck und
somit mitten in Aboriginal-Land - haben und sind auf dem Weg dorthin. Den Wein
fahren sie offensichtlich schon länger herum, aber jetzt muss er weg. Da wir
auch in den Norden wollen, nehme ich ihnen nichts ab.
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